Mittwoch, 2. Oktober 2013

„Damenwahl“? „Frauenpower“?



Nein. Ganz schlicht und normal: am letzten Wahlsonntag vertraten ganz einfach zwei Frauen das konservative Lager in der Berliner Runde: Angela Merkel repräsentierte die CDU und Gerda Hasselfeldt die CSU. Wie auch immer eine dritte Legislaturperiode der Kanzlerin nach den folgenden vier Jahren zu beurteilen sein wird; zu hoffen bleibt, dass mit einer Bundeskanzlerin mehr Frauen in die Regierung kommen, die MinisterINnen nicht weniger und dass in der öffentlichen Wahrnehmung Frauen auch in der ersten Führungsriege schlicht selbstverständlicher werden.
So ganz klappt das ja immer noch nicht; denn wie die Zusatzbezeichnungen "Damenwahl" oder "Frauenpower" diffamiert v.a. das mediale Etikett „Mutti" auf recht subtile Weise. Macht und Durchsetzungskraft, die es geschlechtsneutral für den Kanzlerposten braucht, werden bewusst ins Lächerliche gezogen, Bürger und Bürgerinnen im gleichen Atemzug zu unmündigen Kindern degradiert. Verzichtet man für einen Augenblick angesichts des lustigen Beinamens auf den bitter notwendigen Humor, könnten sich auch die tatsächlichen Mütter diffamiert fühlen. Aber so ernst ist es ja nicht. Angela Merkel lässt auch das kommentarlos abperlen. Aber wer hätte jemals ihren Mentor und Förderer Helmut Kohl oder Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder als „Vati“ bezeichnet oder gar den Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück? Weder die beiden Ex-Bundeskanzler noch der Kanzlerkandidat zeigten sich zimperlich, wenn es um die Verteidigung ihrer Pläne und Standpunkte innerhalb und außerhalb der Partei ging. Wie hätten die Schlagzeilen konsequenterweise im Falle eines Wahlsiegs Peer Steinbrücks lauten müssen? „Vati Steinbrück übernimmt das Regiment“?

Allerdings haben die scharfen Augen der heute-show-Redakteure Entlarvendes aus den Unmengen an Filmmaterial entdeckt, die das spießig klingende "Mutti" rechtfertigen würde. Ein kurzer Moment auf dem Podium: im Schwung der Freude über das Wahlergebnis lässt sich Hermann Gröhe dazu hinreißen, mit einem kleinen Deutschlandfähnchen seiner Emotion Ausdruck zu verleihen – kurzerhand nimmt die Kanzlerin dem Generalsekretär – wie einem kleinen Jungen – die Fahne weg. Herabwürdigung? In jedem Fall ein kurzer Einblick in die Tiefen der Parteidisziplin und die Befugnisse der Parteivorsitzenden.

Eine selbstverpflichtende Frauenquote bei Bündnis 90/Die Grünen hat zwar keine Angela Merkel hervorgebracht, wie die grüne Spitzenfrau Katrin Göring-Eckart der FAZ gegenüber zugeben muss, macht aber vielleicht das Gerangel unter den weiblichen Parteimitgliedern salonfähig und schlicht normal. Simone Peter, saarländische Umweltministerin, Kerstin Andreae, die sich als Wirtschaftsexpertin gegen die Steuererhöhungspläne ausgesprochen hat und Katrin Göring-Eckart werden darum ringen, wer Claudia Roth beerben darf. Wir sind gespannt, wie häufig Begriffe wie „Zickenkrieg“ in den Medien auftauchen.

Frauen streben also sehr wohl Führungsposition an und scheuen auch die Macht nicht; denn sie kommt von machen, von gestalten. Ob der Wille zur Macht auch der Wille zur Gestaltung ist und nicht nur das Streben nach einer geld- und prestigewerten Position, muss sich zeigen. Hier sei nochmal an die Frage nach dem Kanzlergehalt erinnert...

Angela Merkel und die Fahne
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1994724/heute-show-vom-27.09.2013?bc=kua884728


"Für Sie bin ich nicht der Herr Kohl"

Herzlichen Glückwunsch:

Die Medizinerin Prof. Dr. Dr. Bettina Pfleiderer ist auf dem 29. Internationalen Kongress des Weltärztinnenbundes (Medical Women's International Association, MWIA) im August mit großer Mehrheit zur designierten Präsidentin gewählt worden. Bettina Pfleiderer vom Institut für Klinische Radiologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, wo sie auch die Arbeitsgruppe Cognition & Gender leitet wird den Weltverband ab 2016 drei Jahre lang führen.
http://www.uni-muenster.de/Rektorat/exec/upm.php?rubrik=Alle&neu=0&monat=201308&nummer=16930 http://www.mwia.net 

Dennis Mukwege, der als Gynäkologe im Kongo Tausende Vergewaltigungsopfer behandelt hat, bezichtigte die Regierung des Kongo der Mitschuld an den Massenvergewaltigungen und wurde selbst Opfer eines Attentats. Nach 2 Monaten im Versteck kehrte er als Volksheld zurück und erhält nun den alternativen Nobelpreis und gilt als Anwärter für den Friedensnobelpreis.





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http://www.nno.de/gesamt/wirtschaft-und-politik/was-hindert-frauen-daran-an-die-spitze-zu-kommen


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http://www.krone.at/Oesterreich/Maenner_waehlten_blau._Frauen_rot-schwarz-Wahltagsbefragung-Story-377467

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