So wäre es grammatikalisch
wohl ungefährlich. An den vehementen Reaktionen lässt sich ablesen, dass Kristina
Schröder an Grundfesten gerüttelt haben muss. DER GOTT heißt es oder: DER VATER
– basta. So haben wir es gelernt. Sich ausgerechnet jetzt ein "DAS GOTT" vorstellen zu müssen, das seinen Sohn auf die Erde schickt? Nein! Das geht zu weit! So wurde der Bundesfamilienministerin für die
geschlechtsneutrale Form direkt aus dem Vatikan "religiöser Analphabetismus" beschieden.
Religion richtig buchstabiert, hieße demzufolge,
die geistigen oder auch göttlichen Prinzipien oder schlicht den
"Logos" ausschließlich männlich zu begreifen: der Vater, der Sohn und
der heilige Geist. Göttinnen sind erfolgreich mit dem sog. Heidentum
abgeschafft worden. Wenigstens Maria hat im "Rosenkranz"-Gebet überlebt.
Sprache und die damit evozierten Vorstellungen wirken mächtig und bilden
Identität. Erklärte Atheisten lehnen den Glauben an einEN Gott ab und zweifeln, dass ein "Vater" oder gar
"Herr" in das Schicksal des Universums, der Welt oder in das
persönliche eingriffe. Würde aber ein Göttliches,
ein nicht personifiziertes Geistiges
ebenso selbstverständlich negiert? Zugegeben ein "Vater" und ein
"Sohn" lassen sich greifbarer vorstellen – im Guten wie im Schlechten;
beim "heiligen Geist" wird's schon schwieriger – auch für viele
religiöse Nicht-Analphabeten.
In
archaischen Stammeskulturen, in denen die drei monotheistischen Religionen entstanden
sind, konnte Göttliches nur in seiner
männlichen Ausprägung gedacht werden. Welcher Stammesältester hätte sich denn
einer GöttIN unterworfen? Seit rund 3000 Jahren wird also die höchste Autorität
– egal ob man/frau daran glaubt oder nicht – männlich buchstabiert. Wer an
dieser Vorstellung rüttelt – und sei es aus Versehen, dank unbeholfener
Grammatik und überbordender Genderkorrektheit, dem droht der verbale
Scheiterhaufen. Seit mindestens 3000 Jahren wird schließlich auch Autorität auf
Erden – kommt es zum Schwur – mit einem männlichen Repräsentanten identifiziert,
nicht selten völlig unabhängig von dessen tatsächlicher Integrität oder
Persönlichkeit, die eben echte Autorität ausmachen. Der Blick in die
Wirtschaftsseiten der letzten Woche offenbarte so manche Lücke zwischen
Anspruch und Wirklichkeit.
Ihnen und Ihren Familien
wünsche ich ein friedvolles und gesegnetes Weihnachtsfest,
erholsame Feiertage und einen guten Start für ein gesundes und glückliches
2013.
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