Nach langer Pause ist der Herbst da und mit ihm die Stürme.
Der Zankapfel um eine gesetzliche Frauenquote ist wieder ganz frisch. In
Brüssel sagt die EU-Kommissarin Viviane Reding Ja und 97 Länder Nein zu
justiziablen 40 Prozent. Diese Entscheidung sei von nationalem Belang - so das
Argument. Ganz anders verhält es sich natürlich bei der Frage um Gurkenkrümmung und Glühlampe. Natürlich! Dann
also national. Im leicht erhöhten Wahlkampffieber stimmt der Bundesrat, auf
Initiative der SPD, fraktionsübergreifend für eine gesetzlich festgeschriebene
Frauenquote; der Bundestag hält dagegen. Die Verquickung von Arbeits- und
Familien-/Frauenpolitik könnte neben EU-Krisenpolitik durchaus eine
interessante Möglichkeit zur Positionierung der Parteien bieten.
Was aber passiert, wenn Frauen ausdrücklich die Hälfte der zu vergebenden
Posten in vorderster Reihe bekommen müssen – aufgrund einer verbindlichen
Quote, wie zum Beispiel bei Bündnis
90/Die Grünen. Leider nicht viel! 11 BasiskandidatEN bringen sich in
Position gegen den kampferfahrenen Jürgen Trittin, der ums Austeilen sicher
nicht verlegen ist. Elf politisch z.T. in Landesverbänden erfahrene und teils
auf dem Parkett noch unerfahrene Männer im Alter zwischen 22 und 75. Der
berufliche Hintergrund könnte unterschiedlicher nicht sein: jeweils ein
Krankenpfleger, Tiermediziner, Anwalt, Physiker, Restaurator, Ingenieur und
Brauereimitbesitzer, Weltreisender und Student der Politik- und
Sozialwissenschaft, Betriebswirt, Student der Philosophie und
Wirtschaftswissenschaften, Hotelfachmann, Werbetechniker stellen sich zur Wahl.
Hier ausschließlich Machtkalkül zum Zweck einer steilen Politikerkarriere zu unterstellen, dürfte schwerfallen. 0 in Worten Null BasiskandidatINNen sind auf der
Liste zu finden. Keine einzige versucht sich gegen die Frontfrauen, Claudia Roth, Renate Künast oder Katrin
Göring-Eckardt bei der Urwahl ins Rennen zu bringen. Warum? Begeben sich Frauen
gar nicht erst ins Risiko, sich zu exponieren und damit angreifbar zu machen,
wenn sie sich angesichts der (bereits bekannten) Konkurrenz kaum Chancen
ausrechnen? Ist es das Ich-glaube-nicht-dass-ich-das-kann-
Syndrom?
Kalkulieren aber die KandidatEN von der Basis mit einem ernsthaften Sieg? Und
Werner Winkler sah sich immerhin schon dem Spott der heute-Show ausgesetzt.
Die Macht der Präsenz, die Notwendigkeit des Trommelns, um Inhalte
überhaupt öffentlich zu vermitteln, ist leider nicht zu unterschätzen; eben sowenig die Chuzpe, Unperfektes und Learning-by-doing zuzulassen. Manche
Führungsfrau lernt genau das von Männern – mit Glück von wohlwollenden
Mentoren; mit Pech durch den harten Alltag. Inhalte jedoch, ohne dass eine
erkennbare Persönlichkeit dahintersteht, haben wenig Überlebenschancen oder
werden von anderen usurpiert - ein bekanntes Phänomen in Meetings. Die größere
Scheu vor dem Risiko birgt, positiv betrachtet, die Fähigkeit von Frauen, zum
Beispiel vorsichtiger zu expandieren und auf diese Weise nachhaltiger zu
wirtschaften. Negativ gedeutet, würde so stets eine Quote erforderlich sein,
die Frauen-die-sich-nicht-trauen in
Führungsaufgaben schubst.
Allerdings bedarf es einer soliden Portion Mut, sich einer häufig angriffslustigen
Öffentlichkeit zu stellen und viel Zähigkeit, die eigenen Inhalte so oft –
möglichst in Übereinstimmung mit der eigenen Persönlichkeit – zu wiederholen, bis
sie gehört werden. Der gerade frisch gebackene Kanzlerkandidat der SPD, Peer
Steinbrück macht es vor. Je mehr Frauen aber am Ruder sind, umso größer die
Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Mechanismen ändern werden; dass Frauen auch dann Gehör finden, wenn sie nicht im ausschließlich männlichen Habitus kommunizieren.
Wenigstens sollte frau es wagen, wo bereits eine 50:50 Quote den Weg ebnet.
Die gute Nachricht zum Schluss: Hildegard von Bingen (1098 -1179) wird nun
vom Papst Benedikt XVI in ihrer Eigenschaft als Kirchenlehrerin anerkannt, nachdem er sie am 10. Mai heilig
gesprochen hat. Die Schriften und Erkenntnisse, der Ratgeberin von Fürsten und
Päpsten, werden nun noch verstärkte Berücksichtigung in der katholischen Theologie finden. Ein
selten vergebener Titel, der unter 35 doctores ecclesiae nun einer vierten
Frau zuteil wurde – 833 Jahre nach ihrem Tod. Die Quote hat sich also sprunghaft
von 8 auf 10 Prozent erhöht. Es geht voran!
Unions-Frauen rebellieren gegen deutsche Kanzlerin
Merkel soll Abstimmung im Bundestag über Einführung der Frauenquote ohne
Fraktionszwang erlauben, damit Mehrheit für Quote zustande kommen kann - FDP
will Machtwort gegen Quote hören
Berlin -
Bundesrat stimmt über Frauenquote ab
Die gesetzlich festgelegte Frauenquote in Führungsetagen ist heute Thema
im Bundesrat. Es wird damit gerechnet, dass der SPD-Vorstoß eine Mehrheit
findet. Auch Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer (CDU) gehört zu den
Befürwortern.
Beim Thema "Frauenquote" will die saarländische
Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) Nägel mit Köpfen machen.
Warum immer mehr Frauen in der Politik Karriere machen
Matthias Korfmann
und Birgitta Stauber-Klein
Essen. Hannelore Kraft, Annegret Kramp-Karrenbauer und jetzt Malu
Dreyer: Noch nie waren die Zeiten für Frauen, die
in der Politik Karriere machen wollen, so günstig wie heute. Zu diesem Schluss
kommen mehrere Politikwissenschaftler. Grund dafür sei unter anderem die
Sehnsucht nach einem anderen Politikstil.
Name-dropping...
Hauke Stars:
Ab Dezember 2012 bei der
deutschen Börse für Informationstechnologie zuständig, zuvor Hewlett-Packard
Schweiz
Marissa Mayer:
Wechsel von Google zu Yahoo
im Juli 2012. Aktuell schwanger.
Regine Stachelhaus:
Juristin, seit Juni 2010
IT-Vorstand bei Eon. Zuvor 24 Jahre bei Hewlett-Packard.
Bettina Anders:
Seit Oktober 2007
Vorstandsmitglied der Ergo Versicherungsgruppe.
Martina Koederitz:
Leitet seit Mai 2011 das
Deutschlandgeschäft von IBM.
Edeltraud Leibrock:
Informationstechnologie bei
KfW-Bankengruppe, zuvor 2 Jahre CIO bei der Bayern LB.
Stefanie Kemp:
Krankenpflege –
Pharmaindustrie – Vorwerk Gruppe
Seit 2006 leitet sie bei
der Vorwerk-Gruppe alle IT-Aktivitäten. War bei Hypovereinsbank und Thomas Cook
tätig.
Barbara Saunier:
Informationstechnologie bei
Beiersdorf. CIO und Leiterin der IT-Tochter Beiersdorf Shared Services.
Marianne Janik:
Juristin, eine von sechs
Frauen in der Geschäftsleitung von Microsoft Deutschland. Seit 2006
verantwortlich für öffentliche Verwaltung, Bildung und Gesundheitswesen.
Luisa Deplazes Delago:
Neu im Personalvorstand von
SAP, zuvor 20 Jahre bei Procter & Gamble.
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