Donnerstag, 9. August 2012

Spanische Impressionen: Koloss – Sperma – Hombre



Wird der Euro überleben? Tritt der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) in Kraft? Und wenn, wird sich der Name als Euphemismus erweisen? Und überhaupt, wie wird Brüssel hinsichtlich einer Frauenquote entscheiden?
Die Themen des so genannten Sommerlochs verbinden sich aus spanischer Perspektive zu einem nahezu homogenen Ganzen. 

Während in Spanien seit 2007 die Regelung gilt, dass börsennotierte Unternehmen oder solche mit mehr als 250 Mitarbeitern die Vorstandsetage zu gleichen Anteilen mit Männern und Frauen zu besetzen haben – bis 2015 aber mindestens mit 40 Prozent Frauen -  ringt man und frau in Deutschland diesbezüglich mit Stagnation. Deutsche Unternehmen könnten allerdings handfeste Nachteile bei Ausschreibungen in Spanien drohen, wenn es nicht gelingt, eine entsprechende Quote  nachzuweisen.
In diesem Fall sollten sie rasch Kontakt zu Regierungskreisen in der Provinz suchen, denn hier geht (bislang) noch alles seinen – sagen wir mal – traditionellen Gang. Die von Brüssel bereitgestellten finanziellen Mittel, also solidarische Steuergelder, dienten (bislang) im großen Stil, Bauvorhaben zu initiieren und voranzutreiben. Vorrangiger Zweck: Prestigegewinn für den jeweiligen Chef-Provinzpolitiker.

Ob die rund 600.000 Einwohner zählende spanische Hafenstadt Castellón einen Flughafen braucht, wenn es - eine gute Autostunde entfernt - einen voll funktionsfähigen in Valencia gibt, stand wohl nie wirklich zur Debatte. Der Flughafen Castellón, inzwischen auch von deutschen Medien als ein (!) Paradebeispiel der Euro-Verschwendung entdeckt, scheint der Anzug zu sein, den Mann sich zum Knopf kauft. 

Der Knopf : der "Koloss von Castellón", Zierde der Auffahrt zum Flughafen-außer-Betrieb, mitten in der Pampa - Denkmal für den Initiator des nutzlosen Bauwerks, Carlos Fabra. Der Parteivorsitzende der konservativen Volkspartei PP (Partido Popular) und ehemaliger Regierungschef in Castellón, der sich nie ohne charakteristische Sonnenbrille ablichten oder öffentlich sehen lässt, fühlt sich in der Skulptur vom Künstler gewürdigt und Juan Ripollés jubelt selbst: „Diese Figur, aus deren Kopf ein Flugzeug aufsteigt, ist der Keim und das Sperma der Geburt des Werkes.“ Eine Wortwahl, die, ohne gehörigen Spott nach sich zu ziehen, wohl nur in einem Land über die Lippen kommt, in dem aller Frauenquote zum Trotz, das Männliche ganz selbstverständlich dominiert. Inzwischen mit der Steuerbehörde auf Konfrontation, schreibt Fabra in diesem Jahr nun kein Grußwort anlässlich der lokalen Fiestas, bei denen u.a. die  schönsten und größten Stiere von adoleszenten BewohnERn und BesuchERn  nahezu jeglichen Alters durchs Dorf getrieben werden – manchmal mit leuchtenden Fackeln auf den Hörnern.

Das einer Selbstbefruchtung zu verdankende "Werk" ist eine  150.000.000,00 € teure Todgeburt, die laut Schöpfer Fabra nun mangels Flugzeugen der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden soll: „Dies ist ein Flughafen für die Menschen. Jeder Bürger kann ihn kostenlos besuchen und herumspazieren. Das wäre so nicht möglich, wenn hier ständig Flugzeuge starten und landen würden.“

Am Versuch, die steuerliche Investition und ruinierte Landschaft als EU-Bürger nun "kostenlos" zu genießen (wie mein Mann und ich das schon auf den zahlreichen, leeren spanischen Straßen - in Topzustand - tun), hinderte uns ein Zaun und ein sehr freundlicher Sicherheitsbeamter.  Als wir uns auf die Worte des Flughafen-Erzeugers beriefen, ernteten wir ein herzhaftes Lachen – Völkerverständigung....

Berliner Parallelen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Immerhin fliegen dort Flugzeuge, wenn auch die Eröffnung des neuen Groß-Flughafens auf mehr oder weniger unbestimmte Zeit verschoben ist. Ach, und eine AufsichtsrätIN gibt es in Berlin auch nicht. Geordnete Vergabeverfahren? Immerhin keine Skulptur!   ¡Olé!

Interessante Links:

Flughafen Valencia

Der Koloss von Castellón
Auf dem nagelneuen Flughafen ist zwar noch nie ein Flugzeug gelandet, doch Provinzfürst Carlos Fabra hat sich trotzdem eine monumentale Statue an den Eingang bauen lassen. Ein modernes Sinnbild dafür, was alles falsch läuft in der spanischen Pleiteregion Valencia.
Von LEO WIELAND, MADRID

Erste Knappschafts-Chefin
Mit Bettina am Orde endet bei der Knappschaft-Bahn-See mit Sitz in Bochum eine Ära - und eine neue beginnt: Nach 752 Jahren rückt mit der gebürtigen Essenerin erstmals eine Frau in die dreiköpfige Geschäftsführung auf.
Ein Beitrag von Nicole Noetzel

Imagefilm des BPW Germany von der DACH Tagung 2012
„Frauen in der Wirtschaft - Herausforderung, Notwendigkeit oder Zumutung“ - mit diesem provokanten Titel war die Konferenz der BPW Clubs aus Deutschland, Österreich und der Schweiz überschrieben.
200 Frauen aus den drei Ländern kamen  in Lindau am Bodensee zusammen, um zu netzwerken, zu diskutieren und sich auszutauschen, wie Frauen Strategien und Handlungsspielräume innerhalb der Wirtschaft erweitern und verfolgen können.  Manager aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft ergänzten den Kongress mit Keynotes zur Notwendigkeit von Frauen in Führungspositionen. 

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