Donnerstag, 29. September 2011

Das war die 38. Kalenderwoche: Angela Merkel bei Günther Jauch - weibliches Wirtschaften - Alphatiere


Rettungsschirm oder nicht Rettungsschirm? Das ist hier die Frage.
Bundeskanzlerin Angela Merkel versucht im Exklusiv-Interview am Sonntagabend eine Antwort zu geben. Günther Jauch fragt zwar freundlich, konfrontiert die Kanzlerin aber durchaus mit Widersprüchen, nämlich ihrer Einstellung zum Rettungsschirm vor knapp einem Jahr. Die gefürchtete pauschale Rettung verschuldeter Länder schloss sie damals noch aus. Nach einigen rhetorischen Allgemeinplätzen ist Angela Merkel in ihrem Element, wenn es um Inhalte geht. Sie informiert, bleibt sachlich, auch wenn es empfindlich wird. Ob der Plan, mit dem Rettungsschirm Zeit zu gewinnen aufgeht, muss die Zukunft zeigen. Ob ein Europa, das z.T. extrem verschuldete Länder mitzieht, im globalen Wettbewerb schlussendlich mithalten kann, ist auch noch nicht bewiesen. Und was geschieht, wenn die von Deutschland eingegangenen Verbindlichkeiten fällig werden...? Und überhaupt: ist eine Währungsunion so unterschiedlicher Volkswirtschaften ohne eine (wirtschafts)politische Union überlebensfähig? Solche Fragen – auch unausgesprochen - können eine Regierungschefin schon mal in die Ecke drängen. Es folgt aber nicht der rhetorische Rundumschlag, der sich weiteres Nachhaken verbittet. Statt mit Durchhaltephrasen die – zwingend - unangenehme Fragen des Moderators abzuschmettern, wird das Warum nachvollziehbar, wenn auch vereinfacht, erklärt. Die Physikerin Angela Merkel nimmt ihr Gegenüber ernst, verbirgt auch nicht die Zwänge, die sie als Regierungschefin nur schwer vermeiden kann. Auch ihre Verlegenheit bei der Frage, ob sie "glücklich" sei, wirkt authentisch. Statt mit Pokerface Überlegenheit zu demonstrieren, lässt ihr Minenspiel die Person durchscheinen. Wie wäre wohl eine solche Sendung mit ihrem Partei-Ziehvater, Helmut Kohl verlaufen? Oder gar mit ihrem Amtsvorgänger, Gerhard Schröder?
Der tat sich nämlich schwer, Moderatorenfragen zuzulassen, die ihm nicht passten, geschweige Niederlagen einzugestehen. Die F.A.Z. erinnert an den legendären Fernsehauftritt des damaligen Bundeskanzlers am 18. September 2005 während der Elefantenrunde und zeigt daran beispielhaft Verhaltensweisen eines typischen Alphatiers. "Wo ich bin, ist oben", heißt die Devise; selbst, wenn sich die Erde einmal gedreht hat. In der Wirtschaft, so das Fazit, wird dieser Führungsstil allmählich der Vergangenheit angehören, will man Mitarbeiter nicht in die innere Kündigung treiben, sondern tatsächlich motivieren. Es bleibt zu hoffen, dass sich mit gemischten Teams die Schwerpunkte in der Kommunikation verändern – vom Machtritual zur zunehmenden inhaltlichen Auseinandersetzung. (Abschied vom Supermann F.A.Z., 24./25.09.2011, Nr. 223, C1)
Auf dem internationalen politischen Parkett scheinen sich einige Alphamännchen, v.a. die etwas in die Jahre gekommenen, allmählich ins Aus zu katapultieren. Silvio Berlusconi, der am 29. September seinen 75. Geburtstag feiert, ist gleich in vier Prozesse verwickelt, in denen es um Bestechung, Erpressung und minderjährige Prostituierte geht. Die 1900 Milliarden Euro Staatsverschuldung fechten Italiens Landeschef jedoch nicht an, eher schon die drohende Herabstufung durch die Rating Agentur S&P. Realitätsferne wirft er den Analysten vor, hat er doch Wichtigeres zu tun, wie die europäische Öffentlichkeit dank der Mitschnitte zahlreicher Telefonate nun erfährt. Eine Tänzerin aus der Dominikanischen Republik tröstet er mit den Worten: "Weißt Du, Marysthell, in meiner Freizeit gebe ich den Regierungschef." Keine ganz geringe Leistung – unter Berücksichtigung des Schlafmangels. Wie ein Halbstarker unter Halbstarken rühmt er sich in einem Telefonat seiner Begehrtheit bei jungen Frauen, die "ständig" vor seiner "Schlafzimmertür" "Schlange" stünden. Na ja und so weiter.... Dominique Strauss-Kahn würde ihn sicher verstehen, ist aber bei den Konferenzen um den Euro-Rettungsschirm nicht mehr dabei. Mit seiner Nachfolgerin Christine Lagarde sitzt nun eine IWF-ChefIN mit am Tisch. Folgt man der Logik des Weltbankberichts, dann hätte die Wirtschaft in Europa gute Chancen, wenn mehr Frauen mitentschieden. In den sog. Drittweltländern wurde deutlich, dass sich die Produktion von Nahrungsmitteln bis zu 4 Prozent steigern ließe, hätten Frauen den gleichen Zugang zu Land und Dünger. Die gesamte Produktivität eines Landes kann zwischen 3 und 25 Prozent anwachsen, wenn Frauen gleichberechtigt einem Beruf nachgehen könnten. (Gleichstellung der Frauen stärkt die Wirtschaft, F.A.Z., 20.09.11,Nr. 219, S.15) Dass in Unternehmen mit gemischten Teams auch die Zahlen stimmen, bzw. sich deutlich verbessern, pfeifen die Spatzen inzwischen ja von den Dächern. Das macht Hoffnung. Darauf, dass Lagarde und Merkel den Fokus auf die tatsächlich anstehenden Inhalte lenken und weniger auf ihre jeweilige Person. Für Viele sicher unangenehm, wirft diese Art der Verständigung doch vertraute Rituale über den Haufen. Profilierung über Leistung statt über Behauptung, scheint zunehmend angesagt. Schade nur, dass die frisch gebackene, dänische Regierungschefin Helle Thorning-Schmidt nicht mit von der Partie ist, aber Dänemark hat ja gar keinen Euro......

Berlusconi ist "in seiner Freizeit" Regierungschef
Es gibt erneut Enthüllungen aus dem Hause Berlusconi: In einem abgehörten Telefonat prahlt er damit, in einer Nacht „nur mit acht Frauen" geschlafen zu haben - von elf potenziellen Kandidatinnen. Und Politik mache er auch nur freizeitmäßig.

Berlusconis Affären
Narziss und Windhund
Von Hans-Jürgen Schlamp
Italiens Wirtschaft ist auf Talfahrt - und könnte die gesamte Euro-Zone mit sich reißen. Doch Regierungschef Berlusconi muss sich um Dringenderes kümmern.

ERSTES INTERVIEW NACH AFFÄRE
Strauss-Kahn räumt moralischen Fehler ein
Der frühere IWF-Chef äußerte sich erstmals im Fernsehen zu den Vergewaltigungsvorwürfen einer Hotelangestellten. Eine schnelle Rückkehr in die Politik schließt er aus.

Politik:

Wie geht es den Piratinnen?
Jüngste Piraten-Abgeordnete
"Man muss kein Nerd sein"
In Berlin zieht die Piratenpartei erstmals in ein Landesparlament ein - unter den 15 Abgeordneten ist nur eine Frau: die 19-jährige Susanne Graf. Im Interview erzählt sie, wie es ist, allein unter Männern zu sein, und wie viel Computerwissen ein Pirat braucht.

Eine Politikwissenschaftlerin erzählt
Wie ich Piratin wurde
Die Schröder-SPD war mir ein Graus, die CDU keine Alternative, die FDP zu zynisch, und die Grünen waren mir zu spießig. Ich wollte Freiheit jenseits von Gut und Böse. Deshalb bin ich in der Piratenpartei.
Von Julia Schramm

"Wir brauchen die Frauen"
Log In: Überfordern wir unsere Mütter?
von Panja Scholbach
Frauen zwischen Joballtag und Mutterschaft: Kind und Karriere lassen sich noch immer schwer miteinander vereinbaren in Deutschland. In der Sendung log in bei ZDFinfo sagt die CDU-Politikerin Dorothee Bär, man müsse Politik und Wirtschaft "in die Pflicht nehmen".

Die Ministerin antwortet Eva Herman
Kristina Schröder über ihre geplante Frauenquote und junge Mütter, für die Kind und Karriere kein Widerspruch mehr ist

Wirtschaft:

Wirtschaft Kompakt II
Mehr Frauen in Führungspositionen
Die Handelskammer Hamburg will den Anteil der Frauen in ihrem Plenum, dem Parlament der Hamburger Wirtschaft, von derzeit knapp zehn Prozent deutlich erhöhen. An der Spitze der 33 Kammerarbeitskreise und -ausschüsse liegt der Frauenanteil seit den Neubesetzungen im Juli 2011 schon bei 21 Prozent. http://www.welt.de/print/die_welt/wirtschaft/article13612787/Wirtschaft-Kompakt-II.html

Der Vorteil der Frau
Von Bettina Weber
Frauen sollten in ihr Aussehen investieren, wenn sie beruflich vorwärtskommen wollten, sagt eine englische Soziologin. Sie nennt das «erotisches Kapital». Reaktionärer Unsinn, finden Kritikerinnen.
Micheline Calmy-Rey wusste sich zu inszenieren. Auch und erst recht äusserlich. Sie versteckte sich nicht wie viele Frauen in Politik oder Wirtschaft hinter Uniformen in gedeckten Tönen, die das eigene Geschlecht möglichst neutralisieren. Sie betonte ihre Weiblichkeit. Dezent zwar. Aber sie trug stets hohe Absätze, und mit ihrem Lächeln bodigte sie jeden.

Hauptstadt:

Professor Jutta Almendinger zu Gast bei Enquete-Kommission
Enquete-Kommission Wachstum, Wohlstand und Lebensqualität
Berlin: (hib/VER) Die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB), Jutta Allmendinger, wird am Montag, dem 26. September in einer öffentlichen Sitzung der Enquete-Kommission Wachstum, Wohlstand und Lebensqualität sprechen. Allmendinger wird die Frage erörtern, ob es einen Zusammenhang zwischen dem gesellschaftlichen Ziel Wirtschaftswachstum und dem Geschlechterverhältnis gibt.

Gesundheit:

Gendermedizin
im Fokus der Deutschen Zeitschrift für Klinische Forschung
Mit dem Schwerpunktthema Gendermedizin befasst sich die aktuelle Ausgabe der Deutschen Zeitschrift für Klinische Forschung 9/10-2011, die soeben erschienen ist.

Literatur:

Alice Schwarzer legt Autobiografie vor
Ein Kampf, dessen Früchte die Frauen heute ernten. 
- Gute Journalisten sind neugierig auf Fremdes, auf andere Menschen – die eigene Person rückt in den Hintergrund. Alice Schwarzer ist eine gute Journalistin. Sogar eine sehr gute. Ihre Porträts charakterisieren treffsicher die jeweiligen Gesprächspartner.
Genauer gesagt, Gesprächspartnerinnen. Denn in den vergangenen Jahrzehnten hat die Autorin vornehmlich über Frauen geschrieben. Und das nicht, weil sie Männer nicht mag oder schätzt. Im Gegenteil.



Frühcafé-Talk mit Kerstin Plehwe
In ihrem neuen Buch „Female Leadership – Die Macht der Frauen“ hat sich die Publizistin Kerstin Plehwe herausragende Frauen und Vorbilder aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Sport und Kultur herausgegriffen. Das Buch gibt Einblicke in das Leben dieser berühmten und erfolgreichen Frauen, aber auch Ratschläge für das eigene Leben. Mehr haben wir im Frühcafé-Talk von Kerstin Plehwe erfahren.

International:
Saudi-Arabien will Wahlrecht für Frauen einführen
Fortschritt in winzigen Etappen: Saudi-Arabiens König Abdullah hat angekündigt, Frauen das Wahlrecht nach 2015 zu geben. Weitere Verbote sollen jedoch bestehen bleiben.
Saudi-Arabien, eine Bastion des ultra-konservativen Islam, plant das Wahlrecht für Frauen. Das kündigte der saudische König Abdullah überraschend in einer Ansprache vor dem Parlament an, dem Schura-Rat in Riad. In Kraft treten soll das Recht aber frühestens 2015.

Frauen in Saudi-Arabien bekommen erst 2015 Wahlrecht
Von Kommunalwahlen am Donnerstag ausgeschlossen
Frauen in Saudi-Arabien sollen erst 2015 das Wahlrecht bekommen. Wie König Abdallah in Riad ankündigte, sollen Frauen bei den übernächsten Kommunalwahlen in vier Jahren ihre Stimme abgeben und sich auch als Kandidatinnen aufstellen lassen dürfen. Von den anstehenden Kommunalwahlen am Donnerstag bleiben sie damit ausgeschlossen.

«Die Frauen prostituieren sich vermehrt illegal»
von A. Mustedanagic
Auf dem Sihlquai arbeiten nicht weniger Prostituierte aus Ungarn, sagt ein Wissenschaftler. Sie arbeiten vielmehr ohne Bewilligung. Der Sihlquai werde aber auch vermehrt gemieden – wegen der Gewalt.
Der Strassenstrich von Zürich wird seit Jahren von Ungarinnen dominiert. Die meisten von ihnen sind Roma. Sie werden allerdings nicht von Menschenhändlern auf den Strich gezwungen, sondern von ihrer Familie, sagt Sascha Finger.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen