Mittwoch, 21. September 2011

Das war die 37. Kalenderwoche: Die Ferien sind vorbei!



"Als schroff, als übermoralisch und verständnislos gegenüber dem Berliner Schlendrian-Verlangen wurde Künast in der Stadt empfunden" erläutert die Welt am Montag das Scheitern der Grünen-Kandidatin beim Einzug ins Rote Rathaus der Stadt. Auch im Info-Radio ist die Journalistin um eine Analyse der Person Renate Künast bemüht - burschikos und streng sei sie. Sollte das aber einen Berliner stören, der in seinem Kommunikationsverhalten durchaus für eine gewisse Robustheit berühmt ist? Was hat Wowi, was Renate nicht hat – abgesehen vom Privileg der Berlin-Tempelhofer Geburt? Und hier gleich die dritte Frage: Wie sähe eine Charakterisierung aus, handelte es sich um einen René Künast? Wie wär's mit durchsetzungsfähig, zielbewusst, führungsstark, vielleicht sogar korrekt.....?
Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe. Passen sich Frauen ihrer überwiegend männlichen Umgebung an, entwickeln also die viel geforderte Durchsetzungsfähigkeit und verwirren ihre Kollegen und Mitarbeiter nicht länger mit langen, Harmonie provozierenden Reden, sondern wählen die klare Ansage, ist ihnen häufig harsche Kritik an ihrer Person gewiss – oder mehr.....
So ähnlich könnte es vielleicht bei Angelika Dammann gewesen sein? Zuerst als "SAP-Vorzeigefrau" (Bild) in der Öffentlichkeit bestaunt und gefeiert, währte ihre Tätigkeit als weiblicher Personalvorstand gerade ein Jahr.  Veröffentlichungen aus ihrem Arbeitsvertrag durch einen  - Kollegen – machen die Zusammenarbeit mit dem DAX-Unternehmen rasch unmöglich. Bei der Presse will der Skandal um Flüge im Firmenjet und eine vermeintliche Nebentätigkeit als Anwältin nicht so recht verfangen, verglichen mit dem, was VW, Siemens oder auch die Hamburg-Mannheimer in der Vergangenheit zu bieten hatten. Im jüngsten Interview mit der Welt am Sonntag kann die ehemalige Personalchefin ihren Ansatz künftiger Personalpolitik deutlich machen. Neben einer entschlossenen Förderung von Frauen plädiert sie für "mehr Ausländer in Führungsetagen", "die Notwendigkeit die Vielfalt der Kunden und Konsumenten in der Belegschaft widerzuspiegeln." Auch wenn es um die Beförderung von Führungskräften geht, sollen nicht allein die "Ergebnisse" zählen sondern ebenso die Fähigkeit, Topkräfte zu rekrutieren und zu halten; denn auch "diese Leistungen" schlagen sich "sehr wohl in betriebswirtschaftlichen Kennziffern" nieder. Könnte es sein, dass diese grundsätzliche "Bewusstseinsänderung", die sie statt einer zu kurz greifenden Frauenquote in früheren Interviews forderte, die – nun sagen wir mal – konservativen Kräfte bei SAP herausforderte?
Manchmal hilft ja die normative Kraft des Faktischen dem Wandel des Bewusstseins auf die Sprünge. Bei einer prognostizierten Lücke von 14.000 Fachkräften verfügt Brigitte Ederer als Personalvorstand bei Siemens möglicherweise über einen größeren Spielraum. Seit gut einem Jahr eine von fünf Frauen im Vorstand eines DAX-30-Konzerns, sieht Ederer die Frauenquote ebenfalls kritisch, will aber für Bedingungen sorgen, die es mehr Mädchen und jungen Frauen ermöglicht, einen technischen Beruf zu ergreifen und im Unternehmen zu arbeiten, ohne auf Kinder verzichten zu müssen. Ein "Preis", den sie für ihre Karriere bezahlt hat.
Im Reich der Mitte scheint aus westlicher Perspektive die Welt endgültig auf dem Kopf zu stehen, zumindest was das Fonds-Geschäft betrifft. In Hongkong verwalten Frauen das Geld, das ganz große. Liu Yang, Christina Chung, Samantha Ho und Lilian Co sind die vier Top-Fondsmanagerinnen, die im "Durchschnitt mehr als 10 Prozent Rendite" erwirtschaften und das Kundengeld in acht Jahren z.T. um das Achtfache vermehrt haben. Internationale Gesellschaften folgen dem chinesischen Pragmatismus und besetzen ihre Filiale in Hongkong mit komplett weiblichen Teams, was in New York, London oder gar Frankfurt einer Revolution gleich käme. Eine 3000 Jahre währende männerdominierte Gesellschaftsform rollte für diese Frauen nicht gerade den roten Teppich aus; viel eher sorgten Reformpolitik und die wirtschaftliche Umstellung für die erforderliche Chance – und kluge Väter. Mit den im Westen erworbenen Kenntnissen in "Finanzwissenschaften" und der englischen Sprache waren sie in den Neunzigern äußerst gefragte Fachkräfte - unter dem männlichen Personal offenbar nicht zu finden. Der Bericht im manager-magazin (9I11, S.118) lässt hoffen, dass zunehmend auch Managerinnen eine breitere mediale Öffentlichkeit zugestanden wird. Eine vermehrte Berichterstattung über und mit Führungsfrauen dürfte deren Präsenz und Ideen allmählich selbstverständlicher werden und zunehmend in das Alltagsgeschehen einfließen lassen. Ach, China.....

"Siemens droht eine Lücke von 14.000 Fachkräften"
Autor: Jens Hartmann
Siemens-Vorstand Brigitte Ederer ist auf der Suche nach Fachkräften. Sie will vor allem auch Frauen für den Elektrokonzern gewinnen.

EX-SAP-MANAGERIN
Autor: Ileana Grabitz
"Frauen hängen weniger an Positionen als Männer"
Der Abschied von SAP war schmerzhaft für Topmanagerin Dammann, aber nötig. Sie wünscht sich mehr Frauen in Chefetagen und einen neuen Führungsstil.

Was sonst noch passierte...

Politik:

KRISTINA SCHRÖDER
Lottes Mutter will jetzt kämpfen
VON Hans Monath
Die Familienministerin ist zurück aus der Babypause. Freundlich empfangen wird sie nicht. Ihre Parteifreunde stellen das Elterngeld infrage.

GESCHLECHTERPOLITIKEN
Frauenaufbruch ’89
Was wir wollten – Was wir wurden. Manuskripte 92 von Eva Schäfer, Bärbel Klässner, Helga Adler, Astrid Landero (Hrsg.).
Als am 3. Dezember 1989 auf einen spontanen Aufruf hin 1 200 Frauen aus allen Regionen der DDR im großen Theatersaal der Berliner Volksbühne zusammentrafen, war dies einer jener Momente, in denen selbst das Patriarchat, das den Realsozialismus überdauert hatte, aufzubrechen schien.

Starke Beharrungskräfte
Dr. Alexander Ulfig
Ist die Gleichstellungspolitik links oder rechts?
Professor Günter Buchholz über Gleichberechtigung und Privilegierung
Der Wirtschaftswissenschftler Professor Günter Buchholz hat in der Zeitschrift "Der Freitag" einen bemerkenswerten Artikel unter dem Titel „Von der Frauenemanzipation zur Frauenprivilegierung – oder warum die Gleichstellungspolitik keine linke, sondern eine rechte Politik ist“ geschrieben.

Wirtschaft:

WIRTSCHAFTSEXPERTIN HELGA LUKOSCHAT IM INTERVIEW

"Wer Frauen nicht fördert, schadet sich selbst"
Die Wirtschaftsexpertin Helga Lukoschat spricht im Interview mit der Frankfurter Rundschau über Familie und Karriere, Quoten und Selbstverpflichtung.
Interview: Franziska Schubert

Überforderte Doppelverdiener
Von Corinna Nohn
Der Mann schafft das Geld ran, die Frau kümmert sich um Kind und Haushalt - die Zeiten sind vorbei? Von wegen! Paare mit Kindern sind einer Studie zufolge zufriedener, wenn der Mann arbeiten geht und die Frau nicht. Doppelverdiener-Familien leiden aus mehreren Gründen.

Karrierewege und Quoten: Frauenwirtschaftstage am KIT
Karlsruhe (bb). Die Deutsche Telekom wagte mit der Einführung einen Vorstoß, fand bislang aber nur wenige Nachahmer: Die Frauenquote spaltet die Gemüter. Sie, aber auch die Erfolgsfaktoren und Stolpersteine in Karrieren von Frauen stehen im Mittelpunkt zweier Podiumsdiskussionen, mit denen sich das KIT erstmals an den Frauenwirtschaftstagen Baden-Württemberg beteiligt. Die Veranstaltungen am Donnerstag, 13. und Freitag, 14. Oktober, stehen allen interessierten Frauen und Männern offen. Anmeldungen sind noch bis zum 22. September möglich.

 Bildung & Gesellschaft:

„Try it! Junge Frauen erobern die Technik“
Die Femtec. Hochschulkarrierezentrum für Frauen Berlin GmbH führt im November 2011 erneut ihren kostenlosen bundesweiten Schülerinnen-Workshop „Try it! Junge Frauen erobern die Technik“ für Schülerinnen ab der 11. Klasse durch. Der Workshop, der vom 16. bis 19. November 2011 an der TU Berlin stattfindet, richtet sich an Schülerinnen, die Spaß an mathematisch-naturwissenschaftlichen Schulfächern haben und sich für ein Studium der Ingenieur- oder Naturwissenschaften interessieren.

Bildung als Entwicklungsmotor
Dr. Margret Karsch   Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung
Der Bildungsstand der Frauen beeinflusst die Fertilitätsrate eines Landes stark - für die wirtschaftliche Entwicklung ist jedoch der Bildungsstand der gesamten Bevölkerung entscheidend.
Bildung steht im Zentrum aller Entwicklungsfragen, weil sie den größten Einfluss auf die verschiedensten Lebens- und Gesellschaftsbereiche hat. 

Die Verfechterin des ökologischen Apollo-Programms
ROBERT CZEPEL
Stanford, Hollywood und das Weiße Haus - Wissenschafterin Kristina Johnson vereint Forschung, Politik und Wirtschaft. Kürzlich war sie zu Gast in Wien
Barack Obama holte sie an Bord, um ein hochgegriffenes Ziel zu verfolgen: Die Umstellung der US-Wirtschaft auf erneuerbare Energieträger - ein Projekt, das der US-Präsident als ökologisches Apollo-Programm bezeichnet hat. 

Preis für Verwirklichung von Geschlechterdemokratie: Anne-Klein-Frauenpreis
Zu Ehren Anne Kleins vergibt die Heinrich-Böll-Stiftung den Anne-Klein-Frauenpreis. Anne Klein hat als kämpferische Juristin und offen lesbisch lebende Politikerin feministische Pionierarbeit geleistet. Sie war die erste feministische Frauensenatorin in Berlin. 

Saar-Uni bei Geschlechter-Gleichstellung vorn
Saarbrücken – Die Universität des Saarlandes hat in den vergangenen Jahren Fortschritte bei der Geschlechter-Gleichstellung erreicht. 

Gesundheit:

Stoffwechselprofile bei Frauen und Männern:
Überwältigende Unterschiede nachgewiesen
Dies ist der Stoff, aus dem Nobelpreise gemacht sind: Erst vor wenigen Tagen veröffentlichten Prof. Dr. Thomas Illig und Kirstin Mittelstraß vom Helmholtz Zentrum München die Ergebnisse ihrer Forschungen in den internationalen Fachzeitschrift PloS Genetics und Nature. Wir sprachen mit Prof. Illig in München.

3,1 % weniger Schwangerschaftsabbrüche im zweiten Quartal 2011
WIESBADEN – Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche ist im zweiten Quartal 2011 – verglichen mit dem entsprechenden Vorjahresquartal – um 3,1 % gesunken.

Literatur:

Vom Weg nach ganz oben
Erfolgreiche Frauen aus Wirtschaft, Politik und Sport berichten auf ganz persönliche Weise, wie sie ihren Weg an die Spitze gegangen sind.
"Female Leadership - DIE MACHT DER FRAUEN"
von Kerstin Plehwe (Hanseatic Lighthouse, 19,90 Euro)


Wer ist die Autorin? Kerstin Plehwe ist Unternehmerin, sie arbeitet als Publizistin, Rednerin und Beraterin für Führungskräfte aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft.

Allerletztes:

Ob Führungsfrauen mit den Vorführdamen der aktuellen Business-Vogue identifizieren? Zwar räkeln sich die mit Business-Makeup versehenen Models nicht lasziv mit und um Handtaschen der führenden Marken, machen aber wenig glaubhaft, irgendetwas mit der anvisierten Zielgruppe gemeinsam zu haben. Eine gute Alternative zum Windowshoppig; von einigen interessanten Portraits abgesehen und von der letzten Seite:
"Frauen ist das Lenken eines Automobils nicht gestattet" (Gesetz in Saudi-Arabien)
"Frauen ist das Lenken eines Automobils im Bademantel nicht gestattet." (Gesetz im Bundesstaat Kalifornien, USA)
Business Vogue 10/2011

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