Montag, 18. April 2011

Die 15. Kalenderwoche: Das Ringen um die beste aller Welten...

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Ich will keine Frauenquote brauchen müssen!
Was aber zeigt die Realität, nicht nur in Deutschland, wo die Uhren in dieser Hinsicht besonders langsam ticken, sondern im Vorzeigeland Norwegen? "(...) bei uns hat es mit freiwilligen Abkommen nicht funktioniert. (...) irgendwann haben wir gesagt: Genug ist genug." wird der norwegische Gleichstellungsminister Audun Lysbakken im Tagesspiegel zitiert. 33 Jahre jung hat er schon hinter sich, was die gleichaltrige Familienministerin Kristina Schröder noch vor sich hat, nämlich das Management der Elternzeit. Wenn einige Traditionalisten und auch Traditionalistinnen bereits gegen eine Frauenquote sind; was wird erst passieren, wenn sie begreifen, dass auch etwas in die andere Wagschale gelegt werden muss, soll das gesellschaftliche Gleichgewicht erhalten bleiben.
Wird die Diskussion um eine gesetzlich umsetzbare Quotierung häufig mit der Frage verbunden,  wie denn die Frauen Familie und Beruf unter einen Hut bringen können, wird sie allmählich um den Aspekt Väter erweitert. Die Ministerin und ihr norwegischer Kollege machen – Gott sei Dank – die Elternzeit für Väter salonfähig. Die Frage lautet also, wie lässt sich Familie und Beruf für Eltern, für Väter und Mütter vereinbaren? Zwar noch als "Wickelvolontariat" verspottet und als Karrierebremse (außerordentlich) wirksam, wird sich die Einstellung zur Betreuung von Kindern gesamtgesellschaftlich ändern (müssen). Langsam zwar, sehr langsam wohlmöglich; aber die wachsende Zahl derjenigen Väter, die ihren Nachwuchs auch bei dessen ersten Gehversuchen begleiten wollen und nicht erst beim Autokauf wird ebenfalls den Druck erhöhen, andere Arbeitsmodelle und Strukturen zuzulassen. "Moderne Männer wollen mehr Zeit mit der Familie verbringen, das muss in der Gesellschaft anerkannt werden", so Audan Lysbakken beim Treffen mit Kristina Schröder in Berlin.
Von Norwegen Gleichstellung lernen
Ministerin Schröder trifft ihren Kollegen aus Oslo
Im Interview mit der Bild am Sonntag vertritt die Familienministerin eine klare Meinung zur siebzig-Stunden-Woche und bekennt,"(...) ein Chef, der Konferenzen für 19 oder 20 Uhr ansetzt, handelt kinderfeindlich". Doch wie lassen sich die geforderten Modelle für mehr Teilzeit – auch in Führungsetagen – in der Praxis umsetzen? Das politische Parkett und ein Ministerium mit 600 Mitarbeitern, fordern die Präsenz der Chefin. Telefon, Handy und Notebook verdichten die Kommunikation und stellen eine gewisse Form der Anwesenheit her. Eine Möglichkeit, die anderen Generationen nicht zur Verfügung stand. Wie aber die persönliche Gegenwart mit Säugling oder Kleinstkind gestalten – und sei es nur stundenweise? Stillzimmer auf der Etage, Kinderwagen und Laufställchen im Büro? Nicht alles können Väter leisten – wenigstens nicht am Anfang. Was die Ministerin und ihr Mann hier vorleben, wird sehr genau beobachtet werden und Standards setzen. Der Mix gleichberechtigter Rollen: Frau + Ehefrau + Ministerin + Mutter = weiblicher Mensch wird so manches Denkmuster noch mal ganz besonders auf die Probe stellen: "Egal, wie wir Frauen uns entscheiden – wir müssen uns immer noch rechtfertigen (...)".
Interview mit Kristina Schröder Frau Ministerin, macht man schwanger anders Politik?
Nicht selten sind es Frauen, die anderen Frauen vorwerfen, "das falsche Leben (zu) führen." Auch das scheint die Ministerin schon erfahren zu haben und bringt das Thema Die-Frau-ist-der-Frau-größte-Feindin auf. In der FAZ vom 16. April wird beklagt, dass Frauen (v.a. Mütter) statt zusammenzuhalten, u.a. in Blogs gegeneinander opponieren. Aber schnappt bei diesem Vorwurf nicht die Frauenfalle wieder zu? So wie Kristina Schröder fordert, eben auch andere als nur den eigenen Lebensentwurf zuzulassen, so könnte doch gestattet sein, dass Frauen eben nicht überall als Schwestern auftreten. Diffamiere ich das Handeln, die Lebensweise eines anderen Menschen – oder gar den anderen Menschen selbst – rette ich das Selbst-Bild meines Handelns, meiner Lebensweise, ja auch das meiner Person. In mancher frustierender Lebenslage, kann das erstmal für eine gewisse psychische Stabilisierung sorgen. Eine wirklich selbst-bewusste Person wird in den meisten Fällen auf die Herabsetzung anderer verzichten. Die gegenseitig vorgebrachten "Flüche" Rabenmutter, egoistische Karrieristin, Heimchen am Herd scheinen doch eher Ausdruck der Unsicherheit der gerade Fluchenden zu sein; denn das Selbstverständnis junger Mädchen und Frauen wird während der verschiedenen Etappen, schon in jungen Jahren in Frage gestellt. Auch das beleuchtet Melanie Mühl in ihrem Artikel: "Paradoxerweise wachsen Frauen immer noch mit dem Versprechen auf, gleichberechtigt zu sein." In der Schule wird mit "Jungs Fußball" gespielt, in der ersten Beziehung wäscht der Freund noch mit ab, aber in der Uni wird der Blick auf die Realität erstmals frei: "Die Frauen dort sitzen neben einem, im Sekretariat oder geben in der Mensa Essen aus. (...) Professorinnen aber begegnet man in etwa so häufig wie einem Panther im Zoo." Welche Frau bis dahin geglaubt und gehofft hat, dass bis zum Ende des Studiums die Welt eine andere ist, deren Illusionen stoßen allerspätestens im Beruf an gläserne Decken. Mit Gründung der Familie wird dann auch schnell der weitere Weg vorgezeichnet.
Gleichberechtigung
Frühjahrsoffensive der Teilzeitamazonen
Der Lieblingsfeind von Frauen sind Frauen. Von Melanie Mühl
In den überwiegenden Fällen wird frau zu Hause bleiben oder einigermaßen familienverträglich Teilzeit arbeiten, aber dennoch Bestätigung im Leben suchen. Die Energie wird also in das Projekt Kindererziehung gesteckt und da hier – nach wie vor – die gesellschaftliche Anerkennung eher mau ist, könnte es doch sein, dass der Wert dieser Leistung in Konkurrenz mit der einer vollberufstätigen Mutter verglichen und mit einem Rabenmutter-Vorwurf etwas geliftet wird. Umgekehrt, könnte es doch sein, dass eine kinderlose Berufstätige auf Kinder verzichten musste, da der geeignete Zeitpunkt zu spät kam, und sie sich die Enttäuschung damit etwas versüßt, wenigstens nicht als Heimchen am Herd zu enden.
Auch Frauen müssen um die beste aller Welten ringen, genau wie Männer es schon seit geraumer Zeit tun – da heißt es dann Wettbewerb oder Diskurs. Eine Zwangsharmonie, die zur Geschlossenheit der Frauen führen soll, wird an anderer Stelle aufbrechen und den versäumten Diskurs wieder einfordern. Das ist bei jeder Revolution zu beobachten: der gemeinsame Feind eint – zunächst. Später wird um die Richtung in der Zukunft gestritten. Die Feministinnen der siebziger mussten not-wendend einheitlich gegen eine Wand männlicher – z.T. noch gesetzlich verankerter – Hoheitsrechte anrennen. Heute aber sind manche Frauen gegen eine Quote, Männer dafür. Manche Frauen wollen keine Kinder, eine wachsende Anzahl an Männern verzichtet freiwillig darauf, Vollzeit zu arbeiten und riskiert den Karriereknick, um väterlichen Pflichten nachzukommen, die noch nicht lange als solche verstanden werden. Vielleicht wird es in Zukunft immer weniger um ein Entweder-Oder gehen, sondern um ein Sowohl-als-auch?
Der junge norwegische Gleichstellungsminister Lysbakken versteht die Quote als "Augenöffner für die Gesellschaft."

Weitere Links:

Politik:

Arbeitsministerin verbeißt sich in die Frauenquote
Falscher Beruf, fehlende Ganztagsbetreuung: Ursula von der Leyen wischt Argumente der Wirtschaft vom Tisch
Die Wirtschaft will den Anteil der Frauen in Top-Positionen steigern - aber nicht so schnell, wie die Politik das verlangt (...)
Alle Gegenargumente, die der Aufsichtsratschef der Commerzbank und Vorsitzende der Regierungskommission für gute Unternehmensführung, Klaus-Peter Müller, zuvor ins Feld geführt hatte, wischte von der Leyen vom Tisch. "Zu wenige Frauen in den technischen und naturwissenschaftlichen Berufen?" Wenn dies tatsächlich der Grund wäre für den verschwindend geringen Anteil der Frauen in Top-Positionen, dann dürften nicht auch die Vorstandsetagen der Finanzinstitute fast ausschließlich männlich besetzt sein, monierte die Ministerin. Hervorragende Juristinnen und Wirtschaftswissenschaftlerinnen gebe es schließlich reichlich. Müllers Hinweis auf fehlende Ganztagsbetreuung für Kinder, ließ von der Leyen gleichfalls nicht gelten. Es existierten doch genug hoch qualifizierte kinderlose Frauen. Überdies sei die Präsenzkultur, die in hiesigen Unternehmen gepflegt werde, auch für Väter problematisch und deshalb dringend mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten geboten. Und bei der Kinderbetreuung forciere der Staat längst den Ausbau. "Nein, an den Kindern liegt es nicht, dass die Frauen nicht an die Spitze kommen", ist sich von der Leyen sicher. Schuld seien vielmehr "veränderungsresistente Strukturen" in den Großunternehmen. "und Gesetze können eine Katalysatorfunktion haben, um notwendige Veränderungen in Gang zu bringen." (...) Dabei zeige der Mittelstand, dass es durchaus gehe. http://www.welt.de/print/die_welt/wirtschaft/article13159473/Arbeitsministerin-verbeisst-sich-in-die-Frauenquote.html

Ausbau des Elterngelds gescheitert Mehr Mut, Frau Schröder!
Ein Kommentar von Felix Berth
Familienministerin Kristina Schröder gibt den Plan auf, Männer durch Elterngeld zu aktiveren Vätern zu machen. Aber Deutschland braucht mehr Vätermonate - und eine Familienministerin, die sie durchsetzt. Es gäbe eine einfache Lösung.

Frankfurtter Rundschau
Leitartikel zur „Männerpolitik“ der Familienministerin
Auf Rollensuche
Von Steffen Hebestreit
Der Kampf ist vorbei, liebe Schwestern. Niemand Geringeres als Kristina Schröder hat ihn für beendet erklärt: den Kampf der Geschlechter.

Rolle von Mann und Frau: Zeit für einen Perspektivenwechsel
Die traditionellen Rollenbilder sind immer noch verankert und die Chefetagen überwiegend bis ausschließlich in Männerhand.
Die Abschaffung des Zivildienstes und die Frauenquote haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. Auf den Zweiten vielleicht schon. Generationen von jungen Männern hatten die Möglichkeit, über den Zivildienst Einblick in ein Berufsfeld zu gewinnen, das eigentlich a priori weiblich besetzt ist.

Ein Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft
Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium werden fusioniert, das neue Ressort, das es so bislang nur in Schleswig- Holstein und im Saarland gibt, soll von der bisherigen Kultusministerin Birgitta Wolff (CDU) geführt werden. Haseloff sagte, die Zusammenlegung von Wirtschaft und Wissenschaft könne den Transfer von Wissen in die Firmen verbessern.

Direkt aus Berlin:
Länder billigen Verbot von Zwangsheiraten
Der Bundesrat hat in seiner heutigen Plenarsitzung das Gesetz zur Bekämpfung der Zwangsheirat akzeptiert. Mit dem Gesetz greift der Bundestag ein Anliegen des Bundesrates auf, das dieser bereits im Februar 2010 in einem eigenen Gesetzentwurf formuliert hatte. Es schafft einen eigenständigen Straftatbestand im Strafgesetzbuch und verlängert die Antragsfrist zur Aufhebung der Ehe im Bürgerlichen Gesetzbuch von einem auf drei Jahre. Zudem sieht es ein eigenständiges Wiederkehrrecht für ausländische Opfer von Zwangsverheiratungen vor.
Neben der Zwangheiratsproblematik erschwert das Gesetz auch Scheinehen und löst aufenthalts- und asylrechtliche Probleme. Es führt auch einen neuen eigenständigen Aufenthaltstitel für gut integrierte bisher nur geduldete Jugendliche und Heranwachsende ein, den der Bundesrat Ende letzten Jahres gefordert hatte.
Gesetz zur Bekämpfung der Zwangsheirat und zum besseren Schutz der Opfer von Zwangsheirat sowie zur Änderung weiterer aufenthalts- und asylrechtlicher Vorschriften
Drucksache 168/11 (Beschluss)
1086 Zeichen

Wirtschaft:

Kopf des Tages
Martina Koederitz - Allein unter Männern
Erstmals soll eine Frau die deutsche Landesgesellschaft von IBM führen. Martina Koederitz hat sich als Vertriebs- und Mittelstandsexpertin einen Namen gemacht. Auf auf sie wartet eine entbehrungsreiche Aufgabe

Frauen verdienen mehr als eine Quote
Oliver Tuszik
Wenn es um Menschen in der IT geht, hat sich das Bild des männlichen Eigenbrötlers inmitten fettgetränkter Pizzakartons in vielen Köpfen festgesetzt. Mit der Realität hat das nichts zu tun. Dennoch stimmt silicon.de-Blogger Oliver Tuszik unter anderem ein Blick auf den Hauptvorstand des Branchenverbands Bitkom nachdenklich.
Fest steht: Die IT-Branche gilt traditionell als Männerdomäne, die für Frauen wenig attraktiv ist. Und, zugegeben, ein Blick auf den Hauptvorstand unseres Branchenverbands, in dem ich Mitglied bin, liefert leider auch keinen Gegenbeweis. (...)
Zum anderen müssen wir erreichen, dass Familie und Berufsleben besser miteinander vereinbar werden – und zwar sowohl für Männer als auch für Frauen. (...) Hier sind Gesellschaft und Unternehmen gefragt, aus dem "entweder oder" ein natürliches "sowohl als auch" zu machen. Die IT-Branche ist hier aus meiner Sicht sehr weit vorn, gerade wegen der naheliegenden technischen Möglichkeiten für ein mobiles Arbeiten.

Gesellschaft / Männer - Frauen:

Plagiatsvorwürfe gegen Koch-Mehrin
Nach „KT“ nun „Silvana“
Auch die Doktorarbeit der FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin soll Plagiate enthalten. Wie schon im Fall Guttenberg untersucht die Netzgemeinde den Text: Bisher hat sie auf 22 Prozent der 227 Seiten langen Arbeit Anzeichen für geklaute Texte gefunden.
Von Christiane Hoffmann, Berlin


Aggressive Männer sind nicht selten depressiv
So seien Frauen etwa anfälliger für Beziehungsstress und verwenden eher internalisierende Bewältigungsstrategien wie Grübeln, Selbstbeschuldigung oder Angst. Männer geraten jedoch vor allem dann in Stress, wenn sie ihren sozialen Status bedroht sehen, wenn typisch maskuline Wertvorstellungen wie Macht, Dominanz, Kontrolle, Unverletzlichkeit oder Autonomie infrage gestellt werden.

Kunst:

Hilma af Klint
Die Thronstürmerin
Bisher hieß es, Wassily Kandinsky habe 1911 das erste abstrakte Bild gemalt. Tatsächlich fand Hilma af Klint bereits fünf Jahre zuvor zur Abstraktion. Die Kunstgeschichte muss neu geschrieben werden.
Von Julia Voss, Stockholm

International:

Die Träume der libyschen Rebellen
"Eine Revolution aus unserem Herzen"
VON KARIM EL-GAWHARY - zuletzt aktualisiert: (RP) Bengasi im Osten Libyens ist die Hochburg der Gegner von Muammar al Gaddafi. Der Kampf gegen den Diktator hat dort die ganze Gesellschaft verändert – auch die Frauen haben sich ihren Platz in der Öffentlichkeit errungen. Die jungen Rebellen wünschen sich Freiheit für ganz Libyen.
Essrat Betmaar.
Das sei überhaupt eins der aufregendsten Dinge dieses Aufstandes, erwidert sie, dass die Frauen von Anfang an auf der Straße daran teilgenommen hätten. Bengasi sei eine konservative, von Stammestraditionen geprägte Stadt, aber jetzt hätten sich die Frauen eine neue Rolle erkämpft. Dann entschuldigt sie sich auf Schweizerdeutsch.

 Zur Lage der arabischen Frau in Umbruchszeiten fasst Helmut Höge im taz.blog zusammen

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