Sonntag, 27. März 2011

Das war die 12. Kalenderwoche: "Le Patron? C'est moi." - Der Chef bin ich! - Zickenkrieg - Debatte


Auf die Frage, was denn "gut im Osten" sei, fällt Reiner Haseloff sofort "die ostdeutsche Frau" ein. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung lobt der CDU-Fraktionsvorsitzende in Sachsen-Anhalt, ihre Nüchternheit, wenn es z.B. um solche Dinge wie Fleisch geht. "Die ostdeutsche Frau. Sie ist unkompliziert. Durch die Diktaturerfahrung setzt sie andere Prioriäten. Zum Beispiel diskutiert sie nicht stundenlang über Biofleischsorten, sondern es geht um Fleisch oder Nichtfleisch. Sie ist nüchterner." Das hat für einen sehr heiteren Start in den Sonntagmorgen gesorgt. Aber jetzt mal wirklich nüchtern betrachtet, offenbart diese durchaus als Lob – wenn nicht gar – Kompliment gemeinte Äußerung, wie tief Klischees sitzen, ehemalige DDR hin, werktätige ArbeiterINen her.
Frauen, die diskutieren sind folglich kompliziert und daher eher zu meiden? Bleiben wir beim genannten Beispiel: wären Fragen zu Antibiotikarückständen, zu Tierhaltung und den Konsequenzen für  Mensch und Umwelt irrational?
"Wir Ossis sind nicht bekloppt"
27. März 2011
Debattierende, ja um eine Sache gar streitende Frauen sind unserem kulturellen Bewusstsein immer noch fremd. Schnell ist von Zickenzoff die Rede, ob beim öffentlichen Ringen der MinisterINnen Schröder und von der Leyen um die Quote oder jetzt bei der Diskussion ob Hausfrauen nun feige sind oder ob sie sich wie die englische Autorin Natasha Walter in ihrem Buch "Living dolls" wohl behauptet, nur auf ihre Schönheit konzentrieren.
Solche Beiträge provozieren, spiegeln sie doch nur einen Ausschnitt vom Ganzen - manchmal einen ganz klitzekleinen, nur ganz weniger Frauen. Und natürlich werden sich einige QuotengegnER bestätigt sehen, dass es Frauen eben doch nicht packen, weil zu einigen Aspekten handfester Dissens herrscht. Na und! So ärgerlich frau manche Thesen aus den jüngsten Buchveröffentlichungen finden mag. Vielleicht erliegt auch Simone Schmollack dem von ihr eigentlich beklagten "Frauenbashings" und beteiligt sich am "Keifen". Unter dem Titel Frauen gegen Frauen: das unsolidarische Geschlecht steht der Beitrag für Deutschlandradio Kultur in seiner Haltung den kritisierten Veröffentlichungen – Die Feigheit der Frauen oder Living dolls - verdächtig nahe. Statt Zwangsharmonie einzufordern, wäre eine argumentative Auseinandersetzung mit den dort aufgestellten Thesen dem Diskurs nützlicher. Warum dürfen MinisterINen um eine wichtige gesellschaftspolitische Entscheidung weniger streiten als MinistER? Von letzteren sind wir es vielleicht eher gewohnt. Warum sollen nicht Frauen nicht die Auseinandersetzung suchen dürfen, wenn es um nichts weniger geht, das Selbst-Bild hinter dem jahrhundertealten Vor-Bild zu entdecken? Im Für und Wider werden Denk- und Verhaltensmuster, Selbstverständnis und Klischees manchmal überhaupt erst erkennbar. Eines der tief verinnerlichten Klischee lautet z.B. (immer noch): Mädchen streiten nicht, Mädchen zicken. Die Angst als Zicke lächerlich gemacht und nicht als erwachsener (weiblicher) Mensch ernst genommen zu werden, sollte eine kontrovers geführte Debatte nicht verhindern. Vielleicht müssen wir uns an solche Auseinandersetzungen erst gewöhnen. Zunächst können wir ja mal versuchen, auf medialer Ebene durchzusetzen, dass Frauen, unterschiedlicher Meinung, genauso solidarisch sind wie Männer, in der gleichen Situation.
Frauen gegen Frauen: Das unsolidarische Geschlecht
Von Simone Schmollack
Ob PolitikER oder ManageER in oberster Führungsriege, beide wären nicht an der Position – zumindest in der momentan besten aller Welten - wenn sie stets allen anderen den Vortritt gelassen hätten. In der männlichen Variante wird das als machtbewusst und durchsetzungsfähig akzeptiert, Frauen gelten dagegen als unsolidarisch. Was denn nun? Einerseits sollen Frauen mehr Biss entwickeln, andererseits sich aber in sanfter Zurückhaltung üben, wenn es zur Sache geht. Diesen Widerspruch benennt, Adolf Dinglreiter in seinem Vortrag zur FU-Hauptversammlung der CSU an: "Ist vielleicht doch etwas dran an der oft geäußerten Meinung, dass wir von Frauen in Führungspositionen mehr erwarten als von Männern? Wenn Kohl dem Nachwuchs keine Chance gab, war er, machtbewusst'. Wenn bei Kanzlerin Merkel Führungskräfte aus zweiter Reihe weggehen, um sich zum Beispiel in der Wirtschaft gut dotierte Posten zu suchen, dann wird sie eine ,Männer-Fresserin' genannt." Stehen Frauen zunehmend für sich ein, werden sie auch Unterstützung bei einigen Männern finden. So zählt Dinglreiter zu den BefürwortERn einer Frauenquote.
FU-Hauptversammlung im Zeichen des Jahres der Frau bei der CSU
Auch Quote gibt Qualität
Authentisch bleiben, gleichzeitig Selbstzweifeln nicht erlauben, auch noch das letzte Quentchen Mut für den eigenen Weg zu ersticken, ist eine konstante Herausforderung für Frauen, die sich ihren Weg in einer immer noch fremden, nach männlichen Spielregeln funktionierenden Berufswelt bahnen. Die Diskussion von Frauen, die es geschafft haben auf dem Podium anlässlich der Welt-"Frauenkonferenz", gibt einen sehr wichtigen Einblick in die Realität. Daniela Favoccia (Partnerin der Großkanzlei Hengeler Mueller), Silvana Koch-Mehrin (Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments), Inga Michler (Welt-Moderatorin), Claudia Nemat (Direktorin McKinsey) und Ann-Kristin Achleitner (Professorin an der TU München) mussten jeweils ihre ganz individuelle Strategie im Privaten wie im Beruflichen entwickeln. Fazit:
Koch-Mehrin: (...) Die EU-Kommissarin Viviane Reding hat ihre Drohung unmissverständlich klargemacht. Entweder die börsennotierten Firmen in Europa legen innerhalb eines Jahres auf den Tisch, wie sie es erreichen wollen, 30 Prozent weibliche Aufsichtsräte bis 2015 und 40 Prozent bis 2020 zu haben. Oder Frau Reding zieht einen Richtlinienentwurf aus der Schublade.
Favoccia: Erfolgreich ist, wer authentisch ist.
Achleitner: Ich wünsche mir, dass wir das Thema Familie und Beruf insgesamt toleranter sehen. Wir müssen andere Entwürfe gelten lassen und aufhören, andauernd wertend übereinander herzufallen.
Favoccia: Und drittens sollten Männer, die Teilzeit arbeiten möchten, nicht belächelt, sondern anerkannt und respektiert werden.

Weitere Links:
 Inzwischen beschäftigen sich auch unterschiedliche Studien mit dem Phänomen Glasdecke
Juristinnen auf der Überholspur
Die Langzeitstudie der eligo Psychologische Personalsoftware GmbH in Zusammenarbeit mit dem Unicum Verlag: Zwischen 2003 und 2010 wurden insgesamt 20.928 Personen, davon 841 Rechtswissenschaftler/-innen, die überwiegend kurz vor oder kurz nach ihrem Studienabschluss standen, nach ihren beruflich relevanten "Lebenszielen" bzw. Befriedigungspotenzialen befragt und deren Leistungspotentiale erfasst.
Auffallend ist die starke Abnahme des "Durchsetzungsvermögens" bei beiden Geschlechtern (Frauen: von 63 Prozent auf 52 Prozent, Männer: von 69 Prozent auf 61 Prozent). Dazu passt, dass "Macht" als Anreiz entsprechend dem allgemeinen Trend immer unwichtiger wurde, wobei die Abnahme bei Männern (von 67 Prozent auf 63 Prozent) schwächer ausfällt als bei Frauen (von 66 Prozent auf 57 Prozent)

Das Abenteuer der Frauen
Warum kommt Frau in der Karriere nicht voran? Die Forschung läuft heiß, die Regierung ruft zum Quotengipfel Von Bettina Weiguny
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 27. März 2011 Nr. 12 Wirtschaft S. 43

Der Equal-Pay-Day am 25. März dokumentiert, welche Hürden überhaupt erst genommen werden müssen, um eine echte Gleichstellung zu erreichen. Bis zu diesem Tag hätten Frauen länger arbeiten müssen, um das durchschnittliche Vorjahresgehalt von Männern zu erzielen. 23% Gehaltsunterschied in Lebenszeit übersetzt.
Frauen wollen gleichen Lohn für gleiche Arbeit
Sprockhövel, 22.03.2011, DerWesten
„Was wir beispielsweise brauchen, ist Transparenz auf der betrieblichen Ebene, wie es um die Entgeltgleichheit bestellt ist“, meint Referentin Dr. Andrea Jochmann-Döll. http://www.derwesten.de/staedte/sprockhoevel/Frauen-wollen-gleichen-Lohn-fuer-gleiche-Arbeit-id4453184.html

Bundesweiter Aktionstag Equal Pay Day am 25. März 2011 - Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männer schaffen
Rostock/Stralsund/GNN/MVregio  Der 2008 bundesweit eingeführte Aktionstag Equal Pay Day am 25. März will Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männer schaffen.

„Equal Pay Day“ 2011: Frauen in Hessen fordern Lohngerechtigkeit- Mit Lohnlücke von 23,2 Prozent ist Deutschland Schlusslicht in Europa

Frauen kämpfen für gleiche Bezahlung
Bei einer Kundgebung in Celle anlässlich des Aktionstages zur Gleichstellung der Löhne vonFrauen und Männern hat sich die ehemalige Vize-Vorsitzende des DGB, Ursula Engelen-Kefer, für einen gesetzlichen Mindestlohn und eine Frauenquote ausgesprochen.

Fernsehbeitrag
Auf die 23 - Hildesheim feiert Equal Pay Day


Für den richtigen Biss und das notwendige Durchsetzungsvermögen sei folgender Kongress empfohlen:
Mehr Power, Frauen! Beim Kongress women&work sind 60 Top-Unternehmen auf der Suche nach weiblichem Führungskräftenachwuchs
Best-Practice Beispiele erfolgreicher Frauen (mit Kindern) in der Podiumsdiskussion “Mit Rabenflügeln ab durch die Glasdecke – oder was machen erfolgreiche Frauen anders?”
Dr. Dorothee Ritz
Und doch fehlt Frauen häufig die richtige Strategie und eine gewisse „Bissfestigkeit“, sich im Berufsleben zu behaupten ― sei es im Bewerbungsprozess, beim Aufstieg zur Führungskraft oder in Gehaltsverhandlungen. Hier bietet der Kongress women&work am 14. Mai 2011 in Bonn Unterstützung.

Wer sich am verdienten Feierabend noch Mut machen will, dem sei der neueste Film von François Ozon empfohlen. In "Potiche" – übersetzt: Schmuckstück – mutiert Catherine Deneuve von der braven Gattin zur Chefin des Familienunternehmens. "Der Zuschauer soll mitfühlen und sich mit dieser Trophäenfrau identifizieren, "die nicht als Schmuckstück im Regal stehen bleibt". In diesem Sinne ist es ein feministischer Film", so der Regisseur.
http://www.potichelefilm.fr/ (link zum Original Videotrailer: Potiche)

Sonntag, 20. März 2011

Das war die 11. Kalenderwoche: Latte-Macchiato-Mütter und Leitwölfe

Supermammi oder (einsamer) Leitwolf? Wo sind die tragfähigen Leitbilder? In der Diskussion mit der Buchautorin Bascha Mika (Die Feigheit der Frauen) während einer Veranstaltung des Zonta Clubs Berlin Mitte, wird deutlich, dass alles auf den Prüfstand muss. Die "Latte-Macchiato-Mütter", die ihr selbstbestimmtes Leben einer fragwürdigen finanziellen und emotionalen Abhängigkeit vom Ehemann opfern, haben es der Autorin besonders angetan. Hier fürchtet sie Rückschritte. Frauen machten es sich in der Komfortzone bequem, statt möglichst rasch wieder ins Erwerbsarbeitsleben zurückzukehren und vom Kindsvater entsprechende Beteiligung bei der Familienarbeit einzufordern. Statistiken zeigen, dass immer weniger dieser Frauen voll berufstätig sind. Der Vorwurf geht an die Frauen, die sich in ihrer Feigheit nicht ausreichend individuell gegen die (Struktur-)Grenzen stemmen; aber so einfach geht's wohl doch nicht. Meist sind es ja die Frauen, mit den schlechter qualifizierten und bezahlten Jobs. Im Schnitt – wir erinnern uns – verdienen Frauen 23% weniger als Männer. Hier entscheidet also jede Familie in statu nascendi nur ökonomisch, wenn der besser verdienende Partner mit mehr Aufstiegschancen seine Anstellung behält. Ein für unsere Gesellschaft sehr unwürdiger Zustand, aber einer, der von den Strukturen abhängt – da kann frau am heimatlichen Herd noch so oft mit dem Fuß aufstampfen. Hier ist Gleichstellung gefordert:  ein ergiebiges Tätigkeitsfeld für gewerkschaftliche Arbeit.
Wäre also Gleichheit erreicht – würde in vielen Fällen die Entscheidung vermutlich anders ausfallen; denn viele Männer "beneiden", nach eigener Aussage, Frauen um das Privileg nach der Geburt des Kindes zwischen (vorübergehendem) Hausfrauendasein oder Berufstätigkeit wählen zu können. Es gibt sie aber schon die Inseln. So ist bei Bündnis 90/Die Grünen eine echte Elternzeit für Väter vorgesehen, die nicht – wie in vielen Wirtschaftsunternehmen – belächelt und als Karrierebremse missbraucht wird. Vielmehr haben diejenigen Männer, die darauf verzichten, ein Imageproblem. "Sie sind als Männer in die Elternzeit gegangen und kommen als Menschen wieder zurück" so die Erfahrung von Bascha Mika bei der taz.
Aber kann es denn nicht auch sein, dass den gut ausgebildeten jungen Frauen es möglicherweise wichtig ist, auch Mutter zu sein, Familie und Kinder zu haben? Vielleicht begreifen Sie ihre Kinder nicht als Störfall oder als gar als Schicksalsschlag, sondern als Menschen, zu denen eine nur schwer bilanzierbare Beziehung aufgebaut werden muss – deren Belastbarkeit sich spätestens in der Pubertät beweist. Professorin Gertrud Höhler, Beraterin von Wirtschaft und Politik plädiert für einen differenzierten Blick. "Jeder muss seinen Lebensweg finden. Frauen dürfen sich vor allem nicht unter Druck setzen lassen, nach dem Motto: Du bist nur wertvoll, wenn Du ins Büro rennst. Familienfrauen, die sich um ihre Kinder kümmern, tun sehr, sehr viel für die Zukunft unserer Gesellschaft! Leider wird das nicht richtig wertgeschätzt."
Vielleicht möchten diese Frauen auch nur einen bestimmten Lebensabschnitt dafür auswählen. Hier aber droht die Falle. Ein Zurück, wenigstens eines in eine adäquate Stellung ist schwer bis unmöglich und so sieht die Bascha Mika ein Doris-Day-Hausfrauendasein vorgezeichnet. Aber genau an dieser Stelle treffen Struktur und individuelle Lebensgestaltung aufeinander. Eine Gesellschaft, in der nur der Erwerbstätige als vollgültig Arbeitender betrachtet wird, tut sich schwer, Familien-Arbeit (wozu auch Pflege gehört) vollgültig anzuerkennen.
Möglicherweise sind es gerade die Mütterqualitäten, die den weiblichen Beitrag zum Wirtschaftsgeschehen unter den gegebenen Umständen so überraschend erscheinen lassen. Um überhaupt ein Kind zur Welt zu bringen, wird dem weiblichen Organismus und der Psyche einiges an Change Management abgefordert. Die anschließende Begleitung und Erziehung eines Menschen vom Stadium des Säuglings bis zum gesellschaftstauglichen Erwachsenen stellt höchste Ansprüche an die Personalführung. Das merken dann auch Väter. Es geht um nichts weniger als um Individualführung, Teamführung, Motivation, die richtigen Anreizsysteme und natürlich immer wieder um Coaching. Hier wird die Fähigkeit, sich in andere hinein zu versetzen geschult, die Frauen an anderer Stelle oft zögerlich auftreten lässt, aber gleichzeitig für eine ganzheitliche Sicht auf die Dinge sorgt. 
Das pauschale "Wir", das Bascha Mika in ihrem Buch verwendet, provoziert (fast) alle Frauen und schiebt eine wichtige Diskussion an. Die wenigsten dürften sich in ihrem Berliner-Prenzlauer-Berg-Mütter-Modell wiederfinden. Aber warum ziept es denn? Ist es die Haremsdame in uns, die Macht des Mütterlichen, die es engagierten Vätern durchaus schwer machen kann? Welchem Selbstbild folgen wir? Haben wir überhaupt ein eigenes, ein wirklich genuin weibliches? Was zu früheren Zeiten durch die Familie erfolgte, erledigen heute die Medien. Girlsmagazine, Frauenzeitschriften, Werbeplakate und Germanys next Topmodell, führen uns im Hochglanzformat vor, dass alles vorauf es ankommt, der Look ist und später die Familie + Look. Junge Mädchen eifern diesen geschlechtspezifischen Vor-Bildern genauso nach, wie Jungen den ihren. Das ist normal. Auf der einen Seite photoshopgeschönte Barbiepuppen. Auf der anderen schwitzende Fußballhelden, die sich auf dem Platz durchsetzen.
In den Zeitungskiosken sucht frau vergebens nach einem Journal, das z.B. Wirtschaftsthemen oder Politik mal aus  weiblicher Sicht aufbereitet. Eine belastbare Analyse und ein Vergleich UnternehmerINnen geführter Unternehmen, oder eine Vorher-Nachher-Vergleich von Konzernen, die eine Frau auf dem Chefsessel haben. Welche Erfindungen sind weiblich oder welche Technologien werden von Frauen bevorzugt und warum? Wäre der in der neuen Business Vogue angebotene Hometrainer mit Internetsurfmöglichkeit für rund 7.000,- € dabei? Welche Wissenschaftlerin hat für was eine internationale Auszeichnung bekommen. Es gibt sicher welche. Wie weiblich arbeitet der Regisseur François Ozon beim Dreh seines Films 8 Frauen? Und so weiter und so weiter..... Und natürlich kann sich auch die Businessfrau für ein geschmackvolles Outfit, das sich nicht notwendig im Einheitsanthrazit nur mit seitlichen Abnähern erschöpft interessieren. Das eine Thema muss das andere nicht ausschließen.
Das Extraheft der Aprilausgabe des Vogue-Magazins – Business Vogue – ist ein Anfang; bleibt aber dennoch im Wesentlichen bei Schönheit, Outfit und teuren Reiseangeboten hängen. Einige sehr interessante Frauen werden vorgestellt, die sich deutlich von den Models unterscheiden.

Weitere Links:

Immerhin Al-Quaida nutzen die Möglichkeiten zur Imagebildung der Islamistin:
„AL-SHAMIKHA“
Die Terroristen geben ihr eigenes Frauen-Magazin heraus – die „Dschihad-Version“ für die gläubige Frau von heute...
„Al-Shamikha“ (dt. „Die majestätische Frau“) wartet mit Ratschlägen für jede Lebenslage auf: • Männersuche: „Heirate einen islamischen Glaubenskrieger!“ • Outfit-Nöte: „Verhülle dein Gesicht!“ • Öffentlicher Auftritt: „Geh nur in dringenden Notfällen aus dem Haus!“
Das Cover zeigt die kleine Abbildung einer vermummten Frau, darunter die große Abbildung einer Maschinenpistole.
Es folgen Geschichten von Witwen, die von den Selbstmordanschlägen ihrer Männer „schwärmen“. „Der Gläubige gewinnt durch das Märtyrertum Sicherheit, Geborgenheit und Glück“, schreibt „Al-Shamikha“.

Die bevorstehende WM des Frauenfußballs findet dagegen in den Medien kaum Resonanz. Die deutsche Frauen-Elf verteidigt hier den Titel! Wo sind die Hochglanzmagazine? Wo die Berichte über die Vorbereitung bei den Frauenschaften.... Wie war das noch während des Sommermärchens 2006...? Das Outfit findet immerhin Erwähnung.
Fußball-WMTrikot der Spielerinnen präsentiert
Im Frankfurter Club `Cocoon` wurde am Donnerstagabend das Trikot der deutschen Frauen-Nationalmannschaft für die Fußball-WM präsentiert: Weiß für „Heimspiele“, rot-schwarz für „Auswärtspartien“.

Dennoch zeigt sich der deutsche Fußball innovativ; denn ausgerechnet im Fußball, bei den Jungs, werden weibliche Elemente im Führungsstil entdeckt: "Kooperation" und "emotionales Führen" verspricht nachhaltigen Erfolg. Partnerschaft statt der Wo-ich-bin-ist-Oben-Strategie und Kritikresistenz. Motivation statt purer Ausbeutung der Leistung. Kurzfristiger Erfolg oder langfristig am Ball bleiben? Das wird in Zukunft zunehmend die Frage sein - nicht nur für Fußballclubs.
Das Ende der Leitwölfe
...In Dortmund hingegen triumphiert ein Modell der Kooperation
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 13. März 2011 Nr. 10 Sport S. 17

Die Fähigkeit, sich in andere hinein zu versetzen und Dinge sehr komplex zu betrachten, ist die eine Seite der Medaille, die andere: sind Frauen erst einmal auf dem Chefsessel angekommen, ist es zuweilen schnell vorbei mit der weiblichen Kollegialität. Auch ein Haremsproblem: der Konkurrenzdruck ist groß und wird männlich dominiert. Bleibt abzuwarten, ob und inwieweit sich an diesem Verhalten etwas ändert, wenn mehr Frauen an die Spitze gelangen.
Gertrud Höhler hält nichts von Quotenfrauen
Essen/Berlin. Die Diskussion läuft: Soll es eine Frauenquote für Vorstände und Aufsichtsräte in der deutschen Wirtschaft geben, damit Frauen an der Macht teilhaben können? Professorin Gertrud Höhler, Beraterin von Wirtschaft und Politik, sagt: „Nein!“

Etwas von dem, was es Frauen so schwer macht in die Alphariege vorzudringen, die lästige Selbstrelativierung, kann gelegentlich viel, viel Geld sparen und wirtschaftlich nachhaltig sein. Wie real ist die Welt der Führungskräfte, die nur Qualität und keine Quote gelten lassen, die sich nur auf  harte Zahlen und Fakten berufen? Was, wenn die Fakten und die Zahlen - nun sagen wir mal -  "reinterpretiert" wurden, weil sie nicht ins Konzept passten, nämlich in das eines gefeierten Managers, der über viel Ausstrahlung und offensives Auftreten verfügt. Eines Managers mit Führungsqualitäten, durchsetzungsfähig und entscheidungsfreudig - nur leider ohne Bodenkontakt. Fehler nur bei anderen zu suchen, sich als Opfer einer Kampagne zu sehen - unabhängig vom persönlichen Handeln - das sind bekannte Muster, die auch auf Thomas Middelhoff zutreffen. Einst gefeiert, jetzt vor Gericht.
Verlust der Realität
....Wenig ist noch übrig vom Glanz des Ex-Arcandor-Chefs....Er selbst versteht die Welt nicht mehr und klammert, sich an sein Selbstbild
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 13. März 2011 Nr. 10 Wirtschaft S. 38

Dennoch fehlen die Erfahrungen mit Frauen in den Chefsesseln und damit die Vorbilder. Sind Chefinnen "zickig", weil sie selber nachschauen ob die Arbeit getan und sich nicht so leicht von Performance blenden lassen. Ließe sich das nicht auch mit Effizienz umschreiben? Oder führen sie komplizierter und anspruchsvoller, indem sie Mitarbeiter in Prozesse und Entscheidungen mehr einbinden und damit auch mehr Ver-Antwortung fordern?
Nur jeder Zehnte will eine Frau als Chef
Wirtschaft und Politik fordern mehr weibliche Führungskräfte. Doch vielen Arbeitnehmern ist laut Umfrage ein Mann an der Spitze lieber.

In der Gesundheitspolitik tut sich 'was. Der Hartmannbund, der Verband der Ärzte Deutschlands mahnt angesichts von 60% Medizinstudentinnen auch mehr weibliche Beteiligung in den Gremien an, in denen gesundheitspolitische Entscheidungen fallen.
Bei der KBV (Kassenärztliche Bundesvereinigung) nur Männer an der Spitze?
Bühren: Wir brauchen auch in Spitzenpositionen der ärztlichen
Vertretungen mehr Frauen
Den Text der Pressemeldung finden Sie auf der Homepage des Verbandes

Ein Anfang ist gemacht:

Barmer-Chefin wird oberste Pharma-Lobbyistin
Die Vorstandschefin der Krankenkasse Barmer-GEK, Birgit Fischer, wird Zeitungsberichten zufolge neue Chef-Lobbyistin des Verbandes forschender Arzneimittelhersteller. Damit will der Verband sich neu ausrichten.

Auf Bundesebene wird eine gesetzliche Regelung für mehr Gleichstellung noch nicht aufgegeben. Nordrhein-Westfalen prescht mit einem Gesetzesentwurf auf der 881. Plenarsitzung des Bundestages vor.
Entwurf eines Gesetzes zur Förderung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern in Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen (FöGAbUG)
Antrag des Landes Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen möchte den Anteil weiblicher Führungskräfte in der Wirtschaft erhöhen. In den deutschen Wirtschaftsunternehmen sei die Anzahl weiblicher Führungskräfte immer noch verschwindend gering. An hochqualifiziertem weiblichem Nachwuchs bestehe zwar kein Mangel, doch zeige sich auch im Jahr 2010, dass Vorstände und Aufsichtsräte börsennotierter Aktiengesellschaften fest in Männerhand seien.

Global:

Gesundheit von Frauen wird schlecht geschützt
Vor allem in den Ländern der sog. Dritten Welt haben Mädchen und Frauen deutliche Nachteile hinzunehmen, wenn sie ärztliche oder pflegerische Hilfe in Anspruch nehmen müssen - Mädchen in Asien haben zu leiden.

Frauenrechte im Nordirak
Zeit zum Umdenken
Auf den ersten Blick hat sich die politische Situation der Frauen im Nordirak verbessert: Fast ein Drittel der Abgeordneten im irakischen Teil Kurdistans sind Frauen. Doch noch immer ist die Zahl der Ehrenmorde und der Selbstverbrennungen hoch, wie Mona Naggar berichtet.

Gegen Patriarch und Pascha
Frauen spielen in den Aufständen im arabischen Raum eine große Rolle. Die Geschichte zeigt aber: Mit der Diktatur endet die Unterdrückung noch nicht.
Eine Koalition von 63 Frauengruppen wehrt sich entschieden gegen erste Versuche, den Frauen im neuen Ägypten den ihnen gebührenden Platz im öffentlichen und politischen Leben zu verwehren... Der wahre Kampf beginnt erst jetzt, damit der Traum von einem freien, gleichberechtigten Ägypten in Erfüllung geht.

Frauen demonstrieren nackt gegen Europas Polit-Machos
Männerkult und Bunga-Bunga-Partys: Mit nackter Haut protestieren ukrainische Feministinnen gegen Staatsmacht und Sextourismus. Nicht nur Männer stört das.
Ihr stärkstes Argument sind nackte Tatsachen.
Seit Wochen sorgt die ukrainische Frauenbewegung Femen mit Oben-ohne-Protesten europaweit für Aufmerksamkeit. Ob sie vor der italienischen Botschaft in Kiew gegen Silvio Berlusconis Bunga-Bunga-Partys demonstrieren, gegen Wladimir Putins autoritären Männerkult zu Felde ziehen oder gegen schlüpfrige Äußerungen ihres eigenen Präsidenten Wiktor Janukowitsch auf die Straße gehen:







Sonntag, 13. März 2011

Das war die 10. Kalenderwoche: 100 Jahre - Paradigmenwechsel?

100. Geburtstag des internationalen Weltfrauentags ....Weiberfastnacht.....Fasching..... Fastnacht.... Aschermittwochskater....und ich übe mich mal in der Fertigkeit, Ideen anderer als die eigenen zu verkaufen. Jawoll! Jetzt plagiiere ich! Heimliche Quelle: Die Jubiläumsausgabe der taz vom Dienstag 08. März 2011.
Unter dem Motto "Wenn ich mir was wünschen dürfte" sind 100 sehr unterschiedliche Frauen befragt worden. The best of:

Perspektivenwechsel:
 Am Morgen vor seiner Vereidigung
ist der designierte Minister für die Zukunft der Emanzipation sehr aufgeregt. Er fragt sich: Wie wird meine Antrittsrede ankommen? Soll ich wirklich die Männerquote fordern? Ja, das mache ich, dann wird es rauschen im Blätterwald. Als er am Abend dann noch mit allen Ministerkolleginnen ein wenig feiert, schickt ihm die Verteidigungsministerin eine SMS: "Hast du heute Abend schon was vor?" Die Finanzministerin fragt: "Bist du Links- oder Rechtsträger?" Die Außenministerin gibt ihm einen Klaps auf den Po und flüstert: "Da wird mir ja ganz anders!" Er fragt die Kanzlerin, was wohl die Presse zur Männerquote schreiben würde. Sie sagt: "Schicke Brille!" Am nächsten Morgen, auf dem Weg ins Amt, sieht er im Vorbeifahren die Schlagzeile des Tages: " Unser neuer Minister: Wie sieht DER den aus?" Im Büro liest er den ersten Onlineleserbrief: "Wieder so ein blondes Jüngelchen, das sich hochgeschlafen hat und jetzt unser Steuergeld kostet!" (Sylvana Koch-Mehrin, 40, Europaabgeordnete (FDP))

Karl Lagerfeld
Übernimmt den 16-Stunden-Arbeitstag einer Näherin einer asiatischen Textilfabrik. Ursula von der Leyen lebt mit Großfamilie von Hartz IV. Josef Ackermann versucht den Alltag einer alleinerziehenden Bankkauffrau zu schultern: Halbtagsstelle, zwei kleine Kinder, pflegebedürftige Tante. Sie alle werden wohl nicht die Zeit finden, die "Bild"-Zeitung in die Hand zu nehmen, wo Kai Diekmann als der hübsche Nackte auf Seite 1 posiert. Das Frauenfußballnationalteam erhält die Tagesgage "unserer Jungs", während sich alle Männer – nur für 24 Stunden – mit der niedrigeren Bezahlung ihrer gleichwertig arbeitenden Kolleginnen bescheiden. Und in der katholischen Kirche weht der Heilige Geist – und das nicht nur an einem Tag! (Maria Theresia Opladen, 62, Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands)

Frauen regieren die Welt.
Sie bekleiden überwiegend politische Ämter. Im UN-Sicherheitsrat beraten mehr Frauen als Männer über Sanktionen und entscheiden über den Einsatz militärischer Mittel. Sie führen DAX-Unternehmen an, der Frauenanteil in den DAX-Vorständen liegt bei 98 Prozent. Sie prägen maßgeblich die Wirtschaft. Sie verdienen – trotz gleicher Arbeit – im Schnitt 23 Prozent mehr als ihre männlichen Kollegen. In den Nachrichtenredaktionen der Welt haben mehr Frauen als Männer das Sagen, sie bestimmen, welche News wie verbreitet werden. Und so sitzen in der "Spiegel"-Redaktion 32 Frauen und nur 2 Männer.
Am Ziel meiner Träume? Mitnichten, denn es wäre eine ungerechte Welt. Die Umkehrung der Verhältnisse ist keine Lösung. Ich wünsche mir gelebte Geschlechtergerechtigkeit und Geschlechterdemokratie! Und vielleicht einen Tag mal alles andersrum, nur mal um zu schauen, wie sie ist, die Welt, die von Frauen regiert wird. (Barbara Unmüssig, 55, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung)

So, jetzt mein persönlicher Wunsch – nach bestem Wissen und Gewissen – eigenständig verfasst:
08. März 2021 – pünktlich zum 110. Internationalen Weltfrauentag - wird das Ressort: Familie, Frauen, Jugend und Senioren feierlich abgeschafft. Stattdessen werden die anderen Ressorts um den Zusatz Gesellschaft ergänzt und zu mindestens 30% mit Frauen besetzt. In Zukunft also: Wirtschaft, Technologie und Gesellschaft; Verteidigung und Gesellschaft; Finanzen und Gesellschaft. Gesellschaft: Kinder, Frauen, Männer, Senioren, Jugend – Reihenfolge nach Belieben.
Schluss mit dem "Gedöns".
"Die Sprache ist äußeres Denken, das Denken ist innere Sprache." (Antoine de Rivarol, französischer Schriftsteller,* 20. Juni 1753 in Bagnols-sur-Cèze,† 13. April 1801 in Berlin)

In Hessen wird über eine ausgewogenere Teilhabe schon nachgedacht:
100. Internationaler Frauentag – An Frauen führt kein Weg vorbei!
Staatssekretärin Petra Müller-Klepper: „Teilhabe an der Verantwortung muss ausgebaut werden – Quote und Quorum weiter erforderlich“

Einstweilen versuchen sich Konzernchefs noch im alten Stil und ignorierten die Einladung der EU-Justizkommissarin Viviane Reding, bis auf Jürgen Hambrecht, scheidender BASF-Chef. Reden und Standpauken helfen wenig, wenn's auch anders geht – nämlich so weiter wie bisher. Wie lange die Geduld der Frauen in Brüssel reicht, wird sich zeigen. Selbst bei den europäischen Vertreterinnen der FDP ist der Faden dieser Geduld kurz vorm Reißen:

Frauen in Führungspositionen
Koch-Mehrin droht mit Brüsseler Quote
"Die EU-weite Quote wird kommen wie das Amen in der Kirche", sagt FDP-Spitzeneuropäerin Silvana Koch-Mehrin. Merkel droht der Wirtschaft ein bisschen, lehnt eine Quote aber weiter ab.
Für deutsche Unternehmen ist es: "fünf vor zwölf, wollen sie die gesetzliche Quote noch stoppen".

Auch wenn wir es in Deutschland nicht "Quote" und schon gar nicht "Frauenquote" nennen wollen – etwas Entscheidungshilfe braucht's schon.....
Mehr Frauen in Chefetagen - aber keine Quote
Die Bundesregierung sucht im Streit um die Frauenquote in Chefetagen offenbar eine Lösung mit der Wirtschaft. Für den 30. März sei ein Spitzentreffen mit den Arbeitsdirektoren der 30 im DAX notierten Konzerne geplant, berichtet die "Passauer Neue Presse".

Gegenwind kommt den Old-Boys auch von Frauennetzwerken entgegen – von qualifizierten, wie dem Deutschen Juristinnen Bund (djb) und dem deutschen Ingenieurinnenbund (dib) http://www.presseschleuder.com/2011/03/managerinnen-und-expertinnen-netzwerke-machen-druck-bei-frauenquote/

Aber glücklicherweise bleibt nichts wie es ist; denn die aktuelle Umfrage des Berufsverbandes Die Führungskräfte (DFK) zeigt, dass sich 87,3% der weiblichen Führungskräfte und 47,9% der männlichen dafür aussprechen, dass mehr Frauen in den Unternehmen mit Führungsaufgaben betraut werden. Ein Blick auf die absoluten Zahlen: 834 Männer und 150 Frauen in Führungspositionen (da gibt es nämlich noch nicht so viele) nahmen an der Umfrage teil; d.h. von den Befragten befürworten 131 Frauen mehr weibliche Führung an und immerhin 399 Männer. Das ist doch was!
Führungskräfte wollen mehr Frauen im Management
Umfrage zur Frauenquote

Bundeskanzlerin Angela Merkel ist zwar keine Quotenfrau, aber sie durfte sich auf einen mächtigen Mentor verlassen: Helmut Kohl. Dabei hat sie vielleicht gelernt, sich zwischen Alphamännchen zu bewegen. Das ist nicht jederfraus Sache. Aber es lässt sich ja ganz zuversichtlich hoffen, dass mit 30-70, 40-60 oder gar 50-50-Besetzung in gemischten Teams, sich auch der Ton ändert.
100. Internationaler Frauentag: Nur Mut
Zweifler sollten sich also einen Ruck geben. Wer schon nicht daran glaubt, dass Frauen Betriebe nach vorne bringen können, muss zumindest akzeptieren, dass sie auf die Unternehmensperformance keine negativen Auswirkungen haben.
Zumindest das ist wissenschaftlich nachgewiesen. von Gaby Schneider-Schelling

Was hält eigentlich die nachwachsende Generation, die in 20 Jahren u.a. Führungsaufgaben übernehmen sollen, aber nun durch Berufs- oder Studienwahl die Weichen stellen müssen.
Gleichstellung, ihre Gesetze und Grenzen
Fit in Politik (Teil 196): Diskussion über die Einführung einer Frauenquote beschäftigt am 8. März auch junge Leute

Etwas zum Status quo aus der Nähe betrachtet:
Hessische Unternehmen
Wenig Frauen auf Chefposten
In Führungsetagen hessischer Unternehmen sind Frauen weiterhin schwach vertreten. Lediglich jede vierte Führungsposition ist derzeit mit einer Frau besetzt. Vor allem Großbetriebe bleiben in Männerhand.


Eine Männerquote muss her. Ach, vielleicht überhaupt Quoten. Schluss mit diskriminierenden Unterscheidungen. Also eine Geschlechterquote für Pflegeberufe. Viel gelobt, aber wenig geachtet. Würde der derzeit 85%-Frauenanteil zugunsten einer höheren Quote an Männern schrumpfen, dürfte sich an der tatsächlichen Wahrnehmung und Wertschätzung dieser Berufsgruppe sicher etwas ändern. Ähnliches würde wahrscheinlich für das Berufsbild Kindergärtner(in) und Grundschullehrer(in) zutreffen.
Frauenberuf "Pflege" in Deutschland Stiefkind von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft

Der Ausdruck "Rabenmutter" hilft im nichtdeutschsprachigen Raum aus, um die Eigenschaften einer schlechten Mutter zu benennen. Den Rollenstereotyp gibt es nur in Deutschland. Im Interview mit der Geschäftsführerin des Deutschen Frauenrats, Henny Engels, wird deutlich, dass der Widerstand gegen eine gerechte Teilhabe von Frauen in gehobener Position kulturell tief verwurzelt ist. Wenn sich DIE Wirtschaft in anderen Bereichen ähnlich unbeweglich zeigt, wie bei der selbstgewählten freiwilligen Selbstvereinbarung, hilft der Gesetzgeber ja auch nach. "Doch nur wenn es um die Frauenquote und Frauenpolitik geht, sagt man: 'Man darf die Wirtschaft nicht zwingen.'"
Die Frauen und der große Unterschied "Wie in Zement gegossen"

Noch etwas zur Geschichte:
Kampf für die Rechte von Frauen. Gemeinsame Ziele, aber getrennte Wege kennzeichnen die bürgerliche und die proletarische Emanzipationsbewegung in Deutschland vor 100 Jahren.

Vieles ist schon erreicht. Was in unseren Breiten schon selbstverständlich ist, gehört in vielen Regionen der Erde noch zur Utopie – jedenfalls für Frauen, die in manchen Ländern ums nackte Überleben kämpfen. Manchmal haben sie gar keine Gelegenheit dazu, denn weibliche Föten werden abgetrieben... Aber auch in den eigenen Landen können wir es uns noch lange nicht leisten, uns zurückzulehnen.
100 Jahre Internationaler Frauentag: Die bewegte Frau

100. Internationaler Frauentag: Viel geschafft - Noch viel zu tun

"Wir dürfen jetzt nicht nachlassen!"
"Echte Gleichstellung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ist auch 100 Jahre nach dem ersten Internationalen Frauentag noch nicht erreicht worden", kommentiert Henrike von Platen, Präsidentin der Business and Professional Women Germany.

Frauen-Aktionstage
Gleich und Gleich verträgt sich gut

IG Metall fordert mehr Gerechtigkeit
Frauen seien nach wie vor schlechter bezahlt als Männer. Politik und Wirtschaft sollten die Ungleichbehandlung beenden.

Sieben von zehn Müttern arbeiten
Erwerbs-Statistik
(dpa) Sieben von zehn Müttern sind in Deutschland erwerbstätig – damit liegt die Bundesrepublik europaweit im Durchschnitt. Wie das Statistische Bundesamt anlässlich des Internationalen Frauentages am Dienstag mitteilte, arbeiteten 2009 rund 72 Prozent aller 25- bis 49-jährigen Mütter mit mindestens einem zu Hause wohnenden Kind unter 25 Jahren – ob Voll- oder Teilzeit, geht aus der Statistik nicht hervor. Deutlich häufiger gehen im EU-Vergleich Mütter in Slowenien (86 Prozent), Litauen oder den Niederlanden (je 79 Prozent) arbeiten.
Wie man berufstätige Frauen stärker in Führungspositionen bringen kann, soll das Thema eines Spitzentreffens von Politik und Wirtschaft am 30. März sein.

Der neue Bürgermeister der freien und Hansestadt Hamburg fordert gleichfalls eine Quote.
Scholz fordert Frauenquote für Aufsichtsräte
Frauentag in Hamburg mit großer Beteiligung - Erster Amtstermin für neuen Bürgermeister
Sozialdemokrat klagt über "zu wenig Frauen an der Spitze öffentlicher Unternehmen"

Und Hamburg soll frauenfreundlichste Stadt werden.
Olaf Scholz: "100 Jahre nach 1. Frauentag ist noch viel zu tun"

Überall im Land wird heftig diskutiert, so fand auch eine spannende Debatte am Bodensee statt:
Business Women Bodensee: Hat Einkommen ein Geschlecht?
Gleiche Bildung! Gleiche Arbeit! Gleiches Geld! Das fordert das Frauen-Netzwerk Business Women Bodensee.

Zukunft:
Es geht auch anders, man muss nur wollen:
Nicht ohne meinen Partner
Bei vielen Akademiker-Paaren verzichtet weder die Frau noch der Mann auf eine Karriere. Deshalb helfen Personaler den Partnern neuer Mitarbeiter bei der Jobsuche

Hier noch etwas auf Youtube:

Sonntag, 6. März 2011

Das war die 9. Kalenderwoche: arabische "feministische Revolution" – Wissenschaft in Deutschland – Quote qua Brüssel?

100 Jahre internationaler Frauentag! Die Franzosen haben die Theorien der Aufklärung sozusagen in die Praxis umgesetzt und vorgeführt, wie menschlich das von König und Adel beanspruchte Gottesgnadentum ist. Egalité, Fraternité und Liberté galten aber anfänglich wohl eher für die Hommes, denn konkrete politische Teilhabe war für die Femmes nicht vorgesehen. Am 19. März 1911 fand schließlich der erste internationale Frauentag in Dänemark, Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA statt. Das allgemeine Wahlrecht für Frauen wurde eingefordert.
2011: Revolution in den arabischen Ländern. Vermeintlich allmächtige Regierungschefs werden gezwungen, das Land zu verlassen. Und die Frauen sind dabei. Frauen sind nicht nur Hilfskrankenschwestern im Verborgenen sondern auch Anführerinnen und Organisatorinnen auf der Straße, dem Tahrir-Platz oder im Internet. Demokratie, echte Demokratie kann nur gelingen, wenn Frauen und Männer gleichermaßen daran beteiligt werden, erläutert die ägyptische Genderforscherin Sarah Faraq ihre Beobachtungen während der Demonstrationen. Besonders bemerkenswert erschien ihr, dass Frauen ein ungewohnter Respekt entgegengebracht wird - sie bei den Versammlungen keinen oder wenigstens deutlich weniger Belästigungen ausgesetzt sind, als im vorrevolutionären Alltag. Drücken wir die Daumen, dass dem Land der Schwung der Neuerung dazu verhilft, überkommene religiös motivierte Vorschriften aus den Gesetzesbüchern streichen zu können. Hoffen wir, dass bestehendes Gesetz konsequent angewendet wird: dass schulpflichtige Mädchen ihrer Pflicht nachkommen dürfen und nicht durch frühe Heirat sowie mit Hilfe von Bestechung der kontrollierenden Beamten von Bildung ausgeschlossen werden.
Aber nicht nur Ägyptens Frauen fordern ihren Anteil an Mitsprache in Politik und Gesellschaft. Der Aufstand gegen Diktatoren wie Gaddafi hat gleich eine zweite, implizite Revolution losgetreten. Mit dem Ruf "Democracy now" kämpfen Frauen wie die Anwältin Salwa Bugaighis aktiv am Aufbruch in der arabischen Welt mit. Neben Bugaighi gehören noch zwei weitere Frauen dem Revolutionsrat an. Eine „feministische Revolution des Nahen Ostens“? Im Westen reibt man und auch frau sich die Augen. Vielleicht gilt es, das ein oder andere Klischee zu überdenken und sich neu einzunorden – pardon: einzuosten. Hierfür sei folgende Analyse sehr empfohlen: http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/639613/Der-unvermeidliche-Frauenaufstand?_vl_backlink=/home/politik/aussenpolitik/635829/index.do&direct=635829
Wenn also eine "kritische Masse" an Frauen das Wahlrecht erlangt, gebildet und berufstätig ist, lässt sich das irgendwann am Lebensstandard und an der Stabiltiät einer Gesellschaft ablesen, aber auch an ihrer demografischen Entwicklung. Das ruft Traditionalisten und Gegner einer Frauenquote auf den Plan. Aber ohne geht’s auch nicht mehr, wie die Studie der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V (vbw) „Arbeitslandschaft 2030“ zeigt. Allein Bayern wird es im Jahr 2015 an einer halben Millionen Fachkräfte mangeln und bundesweit sind 600.000 mehr Frauen in Arbeit nötig als heute. Das wird noch mehr Unternehmen veranlassen, ihre Strukturen zu verändern. Diejenigen, die es schon geschafft haben, fahren gut dabei. Nicht etwa weil Frauen besser seien als Männer, betont Dr. Angelika Niebler, Mitglied im Ausschuss für die Rechte der Frau im Europäischen Parlament, sondern weil sie durch eine unterschiedliche Sicht auf die Dinge den gesamten Entscheidungs-Horizont erweiterten. Und das lässt sich sogar bilanzieren. http://www.b4bschwaben.de/Mittelstand/Regionale-Wirtschaftsnachrichten/Augsburg/arid,60525_puid,1_pageid,13.html
Diese Entwicklung gäbe dem griechischen Vorsokratiker Heraklit Recht, der die Welt in ständiger Bewegung sah. "Alles fließt", so sein Beitrag zur Zitatensammlung. Norbert Bolz, Professor für Medienwissenschaft an der TU - Berlin, erkennt in der Forderung nach einer Frauenquote dagegen radikalen Feminismus, will wieder zum "gesunden Menschenverstand" zurückkehren und falsche Denkansätze aufzeigen. "Die eigentlichen Opfer der Frauenquote sind die Frauen", so das Fazit des Philosophen; denn ein Unterschied zwischen Männern und Frauen sei nun einmal, wenn Kinder da sind. Dann seien 80 Stunden-Wochen als Führungskraft gar nicht machbar. Eine der schwierigsten philosophischen Übungen besteht darin, den Prozess des eigenen Denkens zu reflektieren. Das spielt einem so manchen Streich. Norbert Bolz scheint im Unterschied zu Heraklit von der Prämisse auszugehen, dass es sich bei Gesellschaftsstrukturen um unveränderliche Naturgesetze handelt. In- und außerhalb Europas zeigt sich aber, dass eine gerechtere Teilhabe von Frauen zwangsläufig gesellschaftliche Verhältnisse und Werte verändert. Eine zunehmende Anzahl junger Väter wollen z.B. an der Kindererziehung beteiligt sein und würden daher individuelle Teilzeitregelungen begrüßen. Das war nicht immer so. Und dass bei der Berufung von ProfessorEN ausschließlich die Qualifikation zählt – bei rund 50% Uni-AbsolventINnen – nun ja: hier sei ein Zwischenhelau erlaubt ....
Der erfolgreiche Wissenschaftler und sympathischer Gast in Talkrunden, scheint eher den Status quo Universitäten erhalten zu wollen – so lässt seine Argumentation jedenfalls vermuten. Die Einwerbung von Forschungsmitteln erfordert profunde Kenntnis in Revierkämpfen, die rigiden Vorgaben durch Bologna verlangen mehr Bürokratie und Kräfte, die nicht mehr für Weiterbildung und wissenschaftliches Arbeiten zur Verfügung stehen. Inoffiziell geforderte Auslandsaufenthalte und nicht zuletzt die Unsicherheit, zu Beginn einer wissenschaftlichen Karriere, stellen Akademikerinnen vor die Wahl: entweder ein Leben, zu dem auch Familie gehört oder eine wissenschaftliche Karriere. Wer würde eine solche Entscheidung von einem angehenden AkademikER erwarten? Einblick in die Realität der Uni-Frauen gibt Christiane Bender, selbst Professorin an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg: DIE ZEIT, 24.2.2011 Nr. 09 http://www.zeit.de/2011/09/C-Uni-Frauen
Aber: "alles fließt" wie der Bericht des Verbandes der chemischen Industrie zeigt. "Der Nachwuchs in der Chemie ist weiblich", so das erfreuliche Resultat. Die jungen Frauen folgen in die Fußstapfen einer Madame Curie, forschen und wollen Innovationen voranbringen. Allein zwischen 2000 und 2009 sind immerhin 123 Professorentitel an Frauen gegangen.
Damit sich der Anteil an Frauen in den Führungsetagen und auch in anderen Bereichen europäischer Unternehmen erhöht, hat Viviane Reding, Vizepräsidentin der EU-Kommission, Konzernführer zum Gespräch geladen. Fazit: ein drastisch höherer Anteil an Frauen wird sich nicht von heute auf morgen umsetzen lassen, aber um Europa im globalen Wettbewerb zu halten, müssen deutsche, italienische, spanische, französische,... Konzernchefs richtig aktiv werden. Ist die Gnadenfrist verstrichen, setzt es die Quote und zwar durch Brüssel unter Beteiligung demokratisch gewählter Frauen.

Weitere Links:

Immerhin hat der Europäische Gerichtshof Fakten geschaffen
Versicherungs-Urteil des EuGH Männer, Frauen, Menschen

Und auch hier wittert mann Ungerechtigkeit und wirtschaftlichen Unverstand; denn nun müssten Frauen ja einen höheren Betrag zur Autoversicherung leisten. Gerne! Wenn wir dadurch nicht mehr durch höhere Beiträge einer zwingend notwendigen Kranken- und Rentenversicherung für Geburt und eine im Schnitt gesündere Lebensweise abgestraft werden.

Dass es zur wirklichen Gleichstellung noch ein weiter Weg ist zeigt sich schon in der beschämend ungleichen Entlohnung von Männern und Frauen für die gleiche Arbeit und die insgesamt immer noch spärliche Beteiligung von Vätern an den Familienaufgaben

Für die linken Frauen ist die Gleichstellung noch lange nicht abgeschlossen. Sie fordern daher gleichen Lohn für gleiche Arbeit – das käme auch manchem Mann zugute....

Gewerkschaft baut Führung um

Die Frauenbeauftragte Ingrid Roll erkennt in der aktuellen Quotendebatte, "alte Themen neu verpackt". Kinderbetreuung, Lohngleichheit, Teilzeitarbeit, Altersarmut stehen schon lange auf der Agenda.
Frauenpräsenz ist wichtig

Genau diese Zustände wurden und werden durch die soziale Rolle gepaart mit Steuergesetzen zementiert.
Die Aufholjagd dauert sehr lange

Onkel Tom war eine Frau
Frauen und Männer sind gleichberechtigt - so haben wir es gelernt. Eine Frauenquote ist mit diesem Prinzip nicht vereinbar. Aber heißt das wirklich, dass wir sie nicht brauchen? Die Geschichte eines persönlichen Sinneswandels.
Von Lena Bopp

„Ich möchte heute wieder als Frau auf die Welt kommen!“ zeugt vom Selbstbewusstsein der Stadträtin Gudrun Hellmuth, die zwar die Mängel kennt, aber keine Quote möchte.
Ihre Thesen zur Diskussion beschreiben den derzeitigen Zustand kurz und knapp.

Emotionaler Meinungsaustausch der auch die Differenzen in den Fraktionen zutage treten ließ.
»Gesetzliche Überregelung«
Warten auf Vorschläge
Noch lange nicht am Ziel

Im Nachbarland Österreich ist es um die Anzahl der Führungsfrauen noch schlechter bestellt, hier scheint sich aber die Diskussion eher an der konkreten Praxis zu orientieren.

"Ich mache auch Politik für Männer"
"Quote ist für mich Qualität", sagt die Frauenministerin. Sie kann sich ab 2014 Sanktionen beim Ignorieren der Frauenquote vorstellen.

Empfehlenswert ist auch die Lektüre des Interviews mit Maria Schaumayer. Aus der ehemaligen Quotengegnerin wurde eine Befürworterin, konnte sie doch als weltweit erste Präsidentin einer Nationalbank männliche Führungspraxis aus nächster Nähe beobachten. Aufklärung, ohne globale Frauenrechte ist für sie unvollständig. http://diestandard.at/1297819477917/Ex-Quotengegnerin-Maria-Schaumayer-Mir-fiel-die-Rolle-der-Eisbrecherin-zu

100 Jahre Frauentag Science ORF gibt eine historische Übersicht vom 1911 erfochtenen Wahlrecht –

Die Vision zum Frauentag: "2011 - das war Mittelalter"

Selbst im Motorrennsport tut sich was: Ecclestone denkt an Frau als Nachfolger