Sonntag, 9. Januar 2011

Das war die 1. Kalenderwoche: Politikerinnen – Julia Klöckner – Kristina Schröder - Psychologinnen


Ein frohes, gesundes und gelingendes 2011 wünsche ich an dieser Stelle allen LeserINNEN und LeserERN.
Es scheint, als stünden am Anfang des Jahres die Zeichen auf mehr Weiblichkeit. In der heutigen F.A.S. (09.01.2011; Nr.1) ist ein erfrischendes Interview mit Julia Klöckner, CDU-Spitzenkandidatin in Rheinland-Pfalz zu lesen. Mit mehr "Family Mainstreaming" soll die Familienfreundlichkeit bei politischen Entscheidungen stärker berücksichtigt werden. Interessant auch die hier erwähnte Definition von Familie, die Familienministerin Kristina Schröder in die Diskussion gebracht hat. Familie sei eben nicht nur Vater-Mutter-Kind(er), sondern "Auch da, wo sich der Sechzigjährige um seinen Schwiegervater oder die Nichte um ihre Tante kümmert." so Julia Klöckner. Es geht also um Beziehungen, um Leistungen, die nur sehr unzureichend an einen professionellen Träger ausgelagert werden können. Wird die Politik nun weiblicher, will sagen: wird nun mehr in vernetzenden Strukturen gedacht und nicht in Schubladen. Die vermeintliche Effizienz, am traditionellen männlichen Berufs- bzw. Karriereweg orientiert, schreibt vor: Ausbildung/Studium – erste Schritte im Berufsleben – Kind. Demographische Entwicklung und Fachkräftemangel entlarven die Ineffizienz dieses Ansatzes in der gesamtgesellschaftlichen Lebensrealität. Die CDU-Spitzenkandidatin plädiert daher für Begleitprogramme, die ein Studium mit Kind erleichtern sollen. Der geforderte "Mentalitätswandel" würde dazu führen, das typisch männliche Verhalten der "übertriebene(n) Präsenzkultur in Unternehmen" als Qualifikationsmerkmal aufzugeben und stattdessen "die tatsächlichen Arbeitsergebnisse" angemessen zu bewerten.
Also wir dürfen hoffen, dass die zunehmend weibliche Präsenz in der Politik die Wahrnehmung weiblicher Kompetenzen verstärkt: Angela Merkel (CDU), Ursula von der Leyen (CDU), Kristina Schröder (CDU), Ilse Aigner (CSU), Sabine Leutheusser – Schnarrenberger (FDP), Julia Klöckner (CDU), Hannelore Kraft (SPD).

Bedauerlich ist dagegen das Fazit zu dem ein viel versprechender Artikel in der Januarausgabe des Magazins Psychologie Heute gelangt. Der Titel lässt hoffen: "Tiefstaplerinnen. Wie Frauen sich durch Selbstzweifel ausbremsen." Auch die darauf folgende Analyse wird mit den Erfahrungen vieler Leserinnen übereinstimmen: "Eine Frau, die in einer Gehaltsverhandlung selbstsicher und fordernd auftritt, wird leicht als arrogant und unverschämt wahrgenommen. Ihrem männlichen Kollegen wird dasselbe Verhalten als Souveränität ausgelegt." Dass, tief verinnerlichte Stereotype, wie manN und wie frau zu sein hat, nach wie vor das Verhalten bestimmen und dass sich die Belohnungssysteme entsprechend unterscheiden, ahnten wir schon. Leider diskutieren weder die Autorin Birgit Schönberger noch die zitierten Forscherinnen mögliche grundlegende Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen, die sich schon in den ersten Lebensjahren zeigen – bevor Erziehung und Konditionierung greifen. Stattdessen scheint frau indirekt dem "traditionell-männlichen Typ" bei den "Spielregeln" im Job zuzustimmen, wenn sie der Leserin männliche Verhaltens- und Empfindungsweisen empfehlen. Notfalls – wenn es nicht so gut klappt – unter Zuhilfenahme einer Therapie oder eines Coachings. Die Falle der Stereotype schnappt wieder zu; denn – zugegeben grob – zusammengefasst kommt doch die Botschaft an: Ihr lieben Frauen, ihr habt's schon wieder nicht kapiert, ihr seid falsch. Ändert Euch.
Wäre nicht eine andere Vision – ähnlich der von Julia Klöckner – wünschenswert? Nämlich das tatsächliche Selbst-Bewusstsein von Frauen zu untersuchen, also danach zu schauen, wann und wie Frauen ihrer Qualitäten bewusst werden und wie Frauen genau diese Qualitäten bewusst vertreten können und wie sich unterschiedliches Verhaltens- und Kommunikationsformen gesamtgesellschaftlich nutzen lassen. (Im Mittelalter hat das bessere Benehmen der ritterlichen Haudegen z.B. mit Marienkult und Minne einen ersten Schritt gemacht.)
Auch die Empfehlung an die StudentINNEN, keinesfalls unmittelbar nach dem Studium Kinder zu bekommen, sondern erst im Beruf Fuß zu fassen und Betreuungszeiten – v.a. im Fall einer Krankheit des Kindes – bereits vor dessen Geburt mit dem Partner fest zu vereinbaren, spiegelt professorale Weltfremdheit.
Da ist der geforderte "Mentalitätswandel" zukunftsweisender und – leider – auch eine Frauenquote, um eine gewisse Bremswirkung auf diejenigen Männer auszuüben, die sich sofort und ungefragt auf einen frei werdenden Platz stellen. Übrigens gut bei Stehtischgesprächen zu beobachten.

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