Sonntag, 5. Dezember 2010

Das war die 48. Kalenderwoche: Gewalt – Vielehe – Strukturwandel - FußballerINen

 Jawoll: es gibt sie, die HeldEN, die ganzen Kerle, die RettER. Überlebenskünstler Rüdiger Nehberg, inzwischen 75 paddelt zwar nicht mehr mit einem Floß über den Atlantik und isst wohl auch keine Würmer mehr; nutzt aber diese kompromisslose Durchsetzungskraft, um sich gegen weibliche Genitalverstümmelung zu engagieren – nach der Lektüre von Waris Diries Buch "Wüstenblume". Dort wo Menschrechtsorganisationen der Mut aus Furcht vor Racheakten fehlt, dokumentiert er, diese grauenvollen Praktiken mit Bildern und zeigt sie muslimischen geistlichen Führern. Wichtiger Meilenstein: eine Konferenz an der ägyptischen Azhar-Universität führte dazu, dass dieser Brauch nun als "Sünde" einzustufen sei. (FAS 04.12.2010, Nr. 283, Z6 Bilder und Zeiten oder unter http://madrasaoftime.wordpress.com/)
Im Iran dagegen versuchen Regierung und muslimische Geistlichkeit die Uhren wieder zurückzudrehen und junge Frauen zur frühen Ehe und zur Ehe auf Zeit zu ermuntern. Mädchen ist eine Heirat mit 13 erlaubt - mit väterlichem Einverständnis auch früher. Eine eheliche Verbindung auf wenige Stunden, Tage oder Wochen betrachten dagegen iranische Familienoberhäupter der bürgerlichen Mittelschicht als sicheren Weg in die Prostitution; Koran hin, Tradition her. http://www.fr-online.de/politik/vielehe-fuers-regime/-/1472596/4894274/-/index.html
Die institutionalisierte Gewalt gegen Frauen ist in Deutschland weitgehend abgeschafft, nicht aber das Bewusstsein, dass mann ruhig mal zuschlagen kann. Susanne Lehmann, Autorin beim Zeit-Magazin, wird auf offener Straße von drei männlichen Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 17 fast zu Tode geprügelt. Grund? Weil sie so klein war. Auszüge ihrer Schilderung des Erlebten unter http://www.bild.de/BILD/news/2010/12/04/frau-auf-heimweg-ueberfallen/berlin-zeit-magazin-autorin-susanne-leinemann-berichtet.html
Allein in der Bundesrepublik belaufen sich die Folgekosten von Männergewalt auf ca. 14,5 Mrd. Euro jährlich. http://www.frauenhauskoordinierung.de/index.php?id=38 Welch schöne Programme ließen sich damit finanzieren, um Jungs ein zeitgemäßes männliches Selbstverständnis zu vermitteln. Rüdiger Nehberg könnte als Vorbild dienen und hätte vielleicht die ein oder andere Idee.
Die globale Initiative "Say no to violence"  gibt die Möglichkeit direkt vom Schreibtisch aus Stellung zu nehmen. http://www.saynotoviolence.org/
Immer wieder neu gilt es, die Wahrnehmung zu schulen: wo sind Denkstrukturen so verkrustet, dass Neues gar erst nicht gedacht werden kann. Den Blick über den Tellerrand wagen immerhin einige, wenige Unternehmen, die den gesamtgesellschaftlichen Aspekt der Nachwuchsfrage allmählich erkennen und an neuen Arbeitsmodellen arbeiten. Schöne, neue Welt? "Entschleunigung der Arbeitswelt trotz globaler Konkurrenz". Ich träume weiter: Ja, öffentlicher Raum und Geschäftsgebäude müssten anders gestaltet werden, Betriebskindergärten ebenso obligatorischer Bestandteil bei Gebäuden sein wie die Belüftung. Die Betreuung kranker Kinder würde zukünftig nicht allein auf den Schultern der Mütter liegen, sondern auch auf denen der Väter und Krankenkassen, die bei Bedarf die "mobile Kinderpflegerin" vorbei schicken.... http://www.fr-online.de/politik/meinung/jenseits-von-zickenkrieg-und-stoeckelschuh/-/1472602/4893642/-/index.html
Also gut! Ein Schritt nach dem anderem! Ein erster Wandel setzt ja schon ein, wenn Väter sich aus Konferenzen verabschieden, um die lieben Kleinen pünktlich vom Kindergarten abzuholen. Aber, wenn zwei das Gleiche tun, dann ist es noch lange nicht dasselbe. Verabschiedet sich ein ManagER aus dem Meeting, um den Nachwuchs zu betreuen, kommt das fast einer Heldentat gleich; meldet sich eine ManagerIN ab, ist der Beweis erbracht, dass sie dem Unternehmen wohl doch nicht uneingeschränkt zur Verfügung steht. Delegiert sie die Kinderbetreuung, trägt sie schnell das Etikett "Rabenmutter". Um die Entwicklung von Strukturen, die Geburt von Kindern und deren anschließende Erziehung nicht zum Betriebsunfall werden lassen, sondern zur notwendigen Grundlage einer wirtschaftlich und politisch funktionierenden Gesellschaft, macht man sich auch beim Nachbarn Österreich Gedanken. http://derstandard.at/1289609188779/Grossteil-der-Kinder-nicht-geplant
Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe. Unsere FußballweltmeisterINnen genießen bei weitem nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie die männliche Fußballelf. Zwar im sportlichen Wettkampf geübt, gelingt es SportlerINen offenbar weniger, von den Medien adäquat wahrgenommen zu werden. Beim 5. Olympischen Abend der Deutschen Olympischen Gesellschaft kontert ZDF-Sportreporter Wolf-Dieter Poschmann und verabschiedete sich vorübergehend von seiner Moderatorenrolle: „Wen wir zeigen, hängt nicht vom Geschlecht, sondern von den Erfolgen ab". Ginge es danach, müssten ja auch die FußballweltmeisterINen in Sportsendungen präsenter sein. Gibt es eigentlich FußballtrainerINen?
http://www.dosb.de/de/sportentwicklung/frauen-im-sport/news/detail/news/faszination_olympia_frauenpower_im_sport/8251/cHash/40490f0dc3/  

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